Svetlana Zhukova Archiv

 

Svetlana Zhukova wurde in Kharkov geboren. Doktortitel der Biologie, Professorin, 1974 – 1994 –  Leiterin des Lehrstuhls für Biologie im Kharkover Medizinischen Institut, Autorin von 180 wissenschaftlichen Arbeiten und von einem Lehrbuch für Biologie und Genetik. Schreibt Gedichte und Erzählungen, einige davon wurden ins Deutsche  übersetzt, füht große Kultur- und Bildungsarbeit, beschäftigt sich mit der Förderung der jüdischen Kultur. Veröffentlichungen in der Zeitung „Alef“, in den zweisprachigen Anthologien „Parallelen“, „Lichtschatten“ und im  „Potsdamer literarischen Blatt“.Autorin der Bücher „Spaziergang durch Potsdam. Vergangenheit und Gegenwart“ und "Die letzten Zeugen berichten".

 

AUF DER PUSCHKIN STRASSE

DIE OASE DER RUSSISCHEN KULTUR IN POTSDAM

Beinahe im Stadtzentrum von Potsdam, befindet sich eine Straße mit dem so heimisch für uns, klingenden Namen - Puschkinallee. Das ist Alexandrowka, eine erhaltene Oase der russischen Kultur, in der vierzehn Holzbauernhäuser und eine orthodoxe Kirche auf dem Kapellenberg, finden können. Die Geschichte dieses kleinen Dorfs, hat viel zu tun mit den Ereignissen am Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa und mit dem besonderen, freundlichen Verhältnissen, zwischen dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. und dem russischen Zar Alexander I.

Diese Freundschaft begann bereits 1805, als Alexander, ein Gast des Königs war und im Potsdamer Stadtschloss wohnte. Kurz vor seiner Abreise stieg er zusammen mit dem preußischen König und seiner Gattin Luise in die Gruft der Garnisonkirche hinab, wo sie beim Grabmal von Friedrich dem Großen, zueinander geschworen haben, „ewige Freunde“ zu sein. Dann kamen für Preußen schwierige Zeiten. Nach den Niederlagen im Krieg gegen Napoleon, war das Land von französischen Truppen besetzt, die Potsdamer Kirchen wurden zu Pferdeställen und Haferlagern umfunktioniert. Preußische Soldaten waren für die napoleonischen Feldzüge mobilisiert, 1812 hat der General York in Kurland, fünf hundert russische Soldaten gefangen genommen. Der preußische König sah sich, in einer unangenehmen Situation zu seinem russischen Freund, aber er hatte damals nicht genug Macht und das war für Alexander I. klar.

Das einzige, was Friedrich Wilhelm tun konnte, war den russischen Gefangenen gute Unterhaltsverhältnisse zu gewährleisten. Ein Teil dieser Leute bildete den königlichen, russischen Chor. Als er früher in Russland war, lernte der König, dieses Land mit seinen großen Steppen und seine ausgedehnten Ländern, kennen. Er hat sogar die russische Sprache erlernt und im Gegensatz zu seinen Höflingen, konnte er die Lieder verstehen und mit den Chorsängern Russisch sprechen.

Nachdem Napoleon, mit den Resten seiner „Große Armee“, 1812 zum letzten Mal durch Potsdam kam, trafen in der Stadt die russischen Truppen ein. Sie wurden enthusiastisch von den Einwohnern empfangen und der russische Zar war in der Geschichte als „Befreier“ genannt. Bald daraufhin, haben russische und preußische Truppen sich vereint und die entscheidende Schlacht bei Leipzig („Völkerschlacht“) gewonnen und sind später in Paris einmarschiert. Die ehemaligen Gefangenen, die an diesem Feldzug teilgenommen haben, wurden mit preußischen sowie russischen Orden und Medaillen ausgezeichnet und kehrten nach Potsdam zurück. Der größte Teil dieser Menschen machte das, wovon sie lange Zeit geträumt hatten, sie begaben sich nach Russland. Aber … die Sänger des königlichen russischen Chors sind in Potsdam geblieben, weil der preußische König von ihnen nicht Abschied nehmen wollte. Und Alexander schenkte sie seinem Freund, weil diese Soldaten als Leibeigene galten, man konnte sie verschenken oder verkaufen … Und niemand war darüber sehr erstaunt. 

Die Freundschaft dieser zwei Dynastien wurde noch stärker, als die Tochter des preußischen Königs, Prinzessin Charlotte den Großen Kurfürsten Nikolai Pawlowitsch, später als Nikolaus I. bekannt, heiratete. Sie konvertierte zum orthodoxen Glauben, bekam den neuen Namen - Alexandra Feodorowna und erlernte die russische Sprache unter der Führung des Dichters Schukowsky. Im Jahr 1818 kam Friedrich Wilhelm III. zu seiner Tochter zu Besuch und diese Reise verstärkte seine Sympathie noch mehr gegenüber Russland, dass er als „unsere Retter“ bezeichnete. Außer Moskau und Petersburg, besuchte er auch das Gebiet um Nischny Nowgorod, wo er Erfahrung mit den neugebauten „Militärsiedlungen“ sammeln konnte. Was er in Russland gesehen hat, wurde später in das Konzept, des Baus der russischen Kolonie in Potsdam, transformiert.

Im Jahr 1825 starb Alexander I. plötzlich. Am preußischen Königshof wurde eine vierwöchige Trauer verkündet. Seitdem fand jedes Jahr, in der Potsdamer Garnisonkirche, ein Trauerdienst statt.

Auf den russischen Thron ging Nikolaus I., der die Tradition der Freundschaft mit Preußen fortgesetzt hat. Zum Andenken an Alexander I., beschloss Friedrich Wilhelm, ein russisches Dorf in Potsdam aufzubauen und gab ihm den Namen „Alexandrowka“. Der Direktor der königlichen Parks, Peter Josef Lenné, erstellte mit der aktiven Teilnahme des Königs, einen Plan für die zukünftige Siedlung, die „ein Denkmal der heiligen Freundschaft“ sein sollte. Die Häuser sind im russischen Stil mit geschnitzten Fensterverkleidungen und Fensterläden. Bei jedem Haus gibt es einen großen Garten, einen Haushaltshof und ein Viehstall. Die Haushalte waren mit allen lebensnotwendigen versorgt, auch z. B. mit Wanduhren, Kinderbetten und Bettwäsche.

Der Bau der Kolonie, kostete dem König 50 000 Taler - eine große Summe damals und das Geld war nicht aus dem Staatsschatz, sondern aus der eigenen Tasche des Königs. Kolonisten müssten alles musterhaft instand halten, dürften keinen Umbau, keine Veränderung am äußeren der Häuser machen. Nach Anweisung des Königs, waren die Kinder verpflichtet, die russische Sprache und die Grundlagen des orthodoxen Glaubens zu kennen.

Aber nicht zufällig bezeichnen Deutsche, die eigene Sprache eines Menschen, als „Muttersprache“. Und die Mütter der Soldatenkinder waren Deutsche oder Französinnen, obwohl sie, um den König eine Freude zu machen, russische nationale Kleiderteile, wie Sarafans und Kokoschniks tragen. Jedenfalls konnten die Enkel dieser Soldaten, wenn sie die orthodoxe Kirche besuchten und das war eine Pflicht, die Wörter der Predigt nicht verstehen, und dann, um eine Kompromisslösung zu finden, fing man an, die Gottesdienste in zwei Sprachen zuführen (auf Russisch und auf Deutsch). Diese Tradition hat sich bis heute erhalten.

Ihren Lohn bekamen die Kolonisten für ihren Dienst im Regiment und diese Summe war eher bescheiden. Deswegen verdiente jeder von ihnen noch dazu, um seine Familie zu unterstützen, einige bezogen irgendwelche Einkommen durch ihren Garten, andere waren als Schuhmacher oder als Zimmermann tätig. Der Aufseher der Kolonie war ein deutscher Feldwebel, der für Ruhe und Ordnung sorgte und entstehende Konflikte regelte.

An einigen Häusern sind Emailletafeln aufgehängt, auf denen die Namen und Vornamen der ehemaligen und der jetzigen Eigentümer stehen, manchmal kann man die ganze Genealogie, vom ersten russischen Soldaten an verfolgen. Auf dem weißen Hintergrund steht der Name des jetzigen Eigentümers, auf dem dunklen - seine Vorfahren. Nur der ältere Sohn hatte das Recht, das Haus zu erben. Falls in der Familie nur Mädchen geboren wurden, das war manchmal der Fall, dann bedeutete das eine echte Tragödie, in diesem Fall, mussten, nach dem Tod des Eigentümers, seine Witwe und seine Kinder das Haus verlassen, um vom König eine bescheidene Summe zu bekommen und im Laufe einiger Monate eine neue Wohnung zu finden.

Um solche Schicksale zu vermeiden, kamen unsere erfinderischen Landsleute auf die Idee, zwischen den Familien die Kinder zu tauschen, auf Grundlage der gegenseitigen Zustimmung. Eine Weile hat das funktioniert. Aber Geheimnisse können nicht für immer unentdeckt bleiben, insbesondere, wenn wenigstens ein paar Menschen davon wissen. Der für die Ordnung in der Kolonie zuständige deutsche Feldwebel, bekam, zu seiner Überraschung, Wind davon. Man sagt mit Recht, dass „es unmöglich ist, im Voraus zu wissen, was von diesen rätselhaften Russen zu erwarten ist“. Jetzt bekam er eine neue Pflicht, er musste beim Hausherrn zu Hause sitzen, bei dem ein neues Kind geboren wird soll, was manchmal Tag und Nacht dauerte, und musste beim Stöhnen und Schreien der Gebärende zuhören, bis eine Hebamme, ihm das gerade auf die Welt gekommene Kind, für die Musterung zeigte … Und so war die Ordnung wiederhergestellt und die Angaben des Kindes wurden in das Großbuch eingetragen.

Das war wirklich Schade … Weil zum Anfang des 20. Jahrhunderts, in diesem Dorf nur vier Familien mit männlichen russischen Namen übrig geblieben sind, die während der napoleonischen Kriege, zu den direkten Nachfahren, der nach Potsdam gekommenen russischen Soldaten gehörten.

Jeden Frühling fand die Revision der Häuser, der Gärten und des Inventars statt, die Reparaturen und die Gartenpflanzung wurden vom König bezahlt. Russische Sänger und ihre Familien bekamen von Friedrich Wilhelm die russische orthodoxe Kirche als Geschenk. Der König wollte die Atmosphäre eines echten russischen Dorfes wiederherstellen. Diese Kirche trägt den Namen des heiligen Alexander Newsky, sie steht auch heute auf dem Hügel, aber man kann sie nicht wegen der ausladenden Eichen- und Ahornbäumen ungehindert sehen. Ihr Plan wurde in Petersburg vom Architekten Wassili Stassow entworfen, dann von Karl Friedrich Schinkel teilweise modifiziert und durch Elemente des preußischen Klassizismus ergänzt. Die Heiligenbilder, auch Ikonen, wurden von Nikolaus I. geschenkt, sie gehören auch heute zur Ikonensammlung der Kirche. Der erste feierliche Gottesdienst fand 1829 statt, bei dem die königliche Familie und der russische Zar mit seiner Gattin Alexandra Feodorowna anwesend waren.

Aber das Leben im Dorf hat seinen Lauf genommen, Militärdienst, Chorauftritte, Kirchenfeiertage und Gartenarbeiten. Die Alten starben allmählich nacheinander. Trotz der Zuneigung des Königs, könnten sie, sich nicht an das Leben im fremden Land gewöhnen und sehnten sich nach Russland. Aber ein Heilmittel gegen das Heimweh war schon damals und auch heute bekannt … Das Andenken an sie, wurden durch die alten Porträts und die Namen auf speziellen Gedenktafeln in der Kirche erhalten. Vor der Ikone des heiligen Grigori, unter Glas, sind die Siegesträger Medaillen aufbewahrt, mit denen sie für ihre Verdienste im Krieg gegen Napoleon ausgezeichnet wurden, dort sind ihre Namen und Vornamen verzeichnet. Sie klingen für uns so bekannt, Grigoriew, Jablokow, Timofeew, Schischkow … Auch ihre Geburtsorte sind dort verzeichnet, wie die Dörfer der Gouvernementen von Tula“, Orel usw… Und schließlich das Sterbedatum. Die Friedhofsdenkmale halten sich nicht sehr lange. Aber dieses Andenken bleibt für immer.

In der Nazi-Zeit wurde die russische Kirche geschlossen, aber in ihrem Innern blieb alles erhalten. Die Nachfahren der russischen Soldaten wurden in die Reihen der Wehrmacht eingegliedert. Die Erinnerungen eines dieser Männer, von Herrn Horst Schichkow, waren im Buch „Die Potsdamer Geschichten“ veröffentlicht. Aber darüber erzählte er mir selbst bei unserem Treffen im Frühjahr 1998. Als ich, durch das russische Dorf kam, ich habe einen mageren, grauhaarigen Mann gesehen. Er stutzte die ausladenden Gebüsche vor seinem Haus und hantierte dabei sehr gewandt mit der großen Gartenschere. Ich bin vor dem Holzhaus stehengeblieben, über dessen Fenster, Tafeln mit Aufschriften in Russisch befestigt wurden „Василий Шишковъ, Николай Шишковъ“ und weiter - Hans Schichkow, Helmut … und endlich, Horst Schischkow, der jetzige Hausherr. Nachdem er wusste, dass ich aus Russland bin, hat er sogar mich ins Haus und in den Garten eingeladen. Im großen Zimmer, ist im alten Holzrahmen ein Porträt seines Ururgroßvaters Wassili in Militäruniform aufgehängt und auf dem anderen Porträt kann man ihn mit seiner Braut sehen, darunter gibt es eine russische Aufschrift: „Кольцо на моей руке - знак верности на всю жизнь“ („Der Ring an meiner Hand bedeutet, die lebenslange Treue“).

Jetzt kehren wir ein Stück zurück, in die Zeit des Zweiten Weltkrieges. Der Vater meines neuen Bekannten Horst Schischkows war in der Armee in Frankreich und die Mutter blieb mit den Kindern zu Hause. Allen war schon klar, dass dieser grausame Krieg bereits bald zu Ende sein wird. Mütter versteckten ihre Söhne in Kellern, weil Nazi-Führer sogar die neunzehnjährigen Jungen für den Krieg mobilisierten.

Kurz davor kam der Gefreite Schischkow, Horsts Vater, nach seinem Aufenthalt im Hospital nach Hause - er hatte einen kurzen Urlaub. Im Prinzip, wie heute Horst erzählt, musste er eigentlich nicht unbedingt aus diesem Urlaub zurückkehren - niemand würde sich für ihn interessieren. Aber, wie sein Sohn über dem Vater in seinen Erinnerungen schrieb, „das Pflichtgefühl wurde ihm zum Verhängnis“. Er kam, an dem für ihn bestimmten Datum zum Versammlungspunkt beim Jäger Tor und bekam unter seiner Führung eine Gruppe Schuljungen. Man hat ihnen alte Gewehre vom Lager gegeben, mit denen sie nicht wussten, was sie tun sollten und wie es weiter geht. Der Gefreite Schischkow hat den Befehl bekommen, den Jungen zu zeigen, wie man richtig schießt, und sie dann in den Kampf gegen die Russen einzuführen. Er hat sich geweigert, diesen, an den Wahnsinn grenzenden, Befehl auszuführen und wurde am selben Tag erschossen. 

Ein anderer Mann führte die Schüler in den Kampf … Die Einwohner von Alexandrowka suchten Rettung in Kellern, die Geschützsalven waren schon gut hörbar - man kämpfte bereits in der Nähe. In der letzten Aprilwoche wurde alles still. Am 27. April rückten sowjetische Truppen in die Stadt ein. Der Junge mit seinen Schwestern und seiner Mutter, saßen zu Hause und wunderten sich über die so unerwartete Ruhe. Plötzlich klopfte jemand an die Zauntür. Alle stockten … „Das ist bestimmt mein Vater!“ - schrie Horst und rannte schnell, um die Tür aufzumachen. Aber das war nicht sein Vater. Bei der Tür stand ein junger sowjetischer Soldat, mit einer Maschinenpistole über der Schulter und in unbekannter Militäruniform. Auf seinem Kopf war eine Feldmütze mit dem roten Stern. Er schaute an die Tafel über dem Fenster, kniff die Augen zusammen, um sich vor der Sonne zu schützen und lächelte. Die Angst beim Jungen ist schnell vergangen, wenn der Mann lächelt, dann bedeutet das, dass er nicht schießen wird. Der Soldat schaute noch mal an die Aufschrift und las sie laut vor: „Schichkow“. Und dann fragte er mit Bewunderung:

Bist du wirklich Schischkow?

Ja. - antwortete Junge.

Der Soldat begann zu lachen, schlug sich auf die Brust und sagte fröhlich:

Ich bin auch Schichkow! - und knallte dem Jungen auf die Schulter.

Sie standen unter den Bäumen, die Sonne strahlte und es war der erste Friedensfrühling. Der Soldat ordnete den Riemen seiner Maschinenpistole auf der Schulter, machte dem Jungen den Abschiedsgruß mit der Hand und begab sich weiter. Und der Knabe kehrte nach Hause zurück. Die Nachricht über den Tod des Vaters, bekam die Familie später.

Schon als Rentner hat Herr Schichkow viele interessante Materialien über die Geschichte des russischen Dorfes gesammelt. Auch viele Enthusiasten sind damit beschäftigt. Im Haus №2 ist das Privatmuseum eröffnet worden, wo man die vielen, interessanten Sammlungen kennen lernen kann. Dieses Haus, hat der in Westdeutschland lebende Arzt Herman Kremer, von der Stadt, ausgerechnet für diesen Zweck gekauft. Herr Kremer hat einen speziellen Fonds organisiert. Die Hauptidee des Doktors heißt: „Die neuen Generationen sollen nicht das verlieren, was ihre Vorfahren geschaffen haben“. Aber darin muss man Mittel und Bemühungen investieren, da sonst alles in Vergessenheit gerät.

Die Idee der Militärsiedlungen, wurde in Russland unter dem Einfluss des preußischen Militärsystems, von der Regierung Alexanders I., bei der aktiven Teilnahme von Arakcheev, realisiert. Russland ist, wie bekannt, kein Land der Stabilität, seine stürmische Geschichte war immer voll mit Veränderungen. Die Militärdörfer wurden ständig umgebaut, veränderten ihre Ansicht und verschwanden dann völlig, in den Stürmen der Revolutionen und Kriege. Und die Idee eines Militärdorfes kehrte von Russland zurück nach Preußen. So entstand in Potsdam diese Miniaturkopie der russischen Militärsiedlung. Sie lebt nach wie vor auf dem preußischen Boden, als Erinnerung an die freundlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Hohenzollern und den Romanows. Ihr Anfang ist das Jahr 1803, ihr Ende, der Abbruch und Feindschaft ist das Jahr 1914, der Erste Weltkrieg, nach dem beide Dynastien - in Deutschland und in Russland - abgeschafft wurden.

Der Eindruck vom russischen Dorf wird nicht ohne Mangel sein, wenn Sie darin eine Tee-Stube besuchen. Dort werden Sie eine Atmosphäre der echten russischen Traditionen spüren und die russischen Nationalspezialitäten - wie Pfannkuchen (Bliny), Quarkknödel (Wareniki) und Rote Betesuppe (Borschtsch) - werden Ihnen, von den sympathischen Mädchen in ethnischen Trachten, serviert.

 

PUSCHKIN „IN DER EMIGRATION"

Ich meine mich nicht zu irren, wenn ich sage, dass jeder Emigrant, der die Heimat hinter sich ließ, einen Band Puschkin mitgenommen hat. Jeder nahm seinen Puschkin mit, der seit der frühesten Kindheit in uns einging. Tatsächlich betritt ein Kind, das kaum angefangen hat zu sprechen, schon die Welt der Poesie Puschkins und hört das Märchen vom gelehrten Kater, welcher „Tag und Nacht immer im Kreise an der Kette geht".

Und wie viele Fragen aufkamen: „Was heißt das, dort in der Dunkelheit grämt sich die Zarin'?" Heute stellt mir diese Fragen mein Enkel in Berlin. „Sich grämen' ist ein altes Wort", - antworte ich. „Es bedeutet, „sie ist traurig“, „sie weint“, „hat Kummer“. Irgendwann einmal wird er diese Wörter gebrauchen können... Wenn auch hoffentlich nicht oft. In jedem Alter entdecken wir unseren Puschkin. Es kommt die Jugend...

„Und das Herz liebt und leidet wieder Kummer daher, dass es nicht anders kann als zu lieben." Und wenn wir altern, finden wir bei Puschkin das Unsrige, obwohl der Dichter selbst das Alter nicht erlebt hat... „Und die Zeit treibt die Pferde an". Und heute nun sind wir nicht in der Heimat. Einer ist in Amerika, einer in Deutschland, einer in Israel. „Die anderen gibt es schon nicht mehr, und diese sind weiter gezogen..." Aber über die Emigration, über das Leben in einem fremden Land - davon handelt bei Puschkin nicht eine Zeile. Und es ist klar, warum. Darüber kann man nur schreiben, wenn man es fühlt. Wie sehr wollte der Dichter von Russland wegreisen, sich von der Verbannung in Michailowskoje losreißen. Welche Pläne hat er geschmiedet - alles umsonst! Der Zar gab seine vornehme Einwilligung nicht. Aber vielleicht war es die Vorsehung selbst, die dem in Ungnade gefallenen Dichter diesen Wunsch nicht gewährte. Was hätte er auf den polierten Parketten der europäischen Hauptstädte getan? In den Salons? Sicherlich nicht sich gelangweilt. Und es hätte sich leichter gelebt als in Russland. Aber welche Meisterwerke hat er ausgerechnet in der ländlichen Stille, in der Nachbarschaft mit Trigorskij verfasst! In Boldino! Hätte sein „göttliches Verb" so in einem fremden Land geklungen? Die Antwort ist, denke ich, klar. Übrigens ist dies nicht nur meine Ansicht. Jewgenij Jewtuschenko hat in einem Gedicht „von der positiven Rolle der Zaren bei der Hervorbringung von Dichtern aus Zarenpalästen" geschrieben. Aber kehren wir zu unserem heutigen Leben zurück. Wir hier haben das Land verlassen, in dem wir geboren und aufgewachsen sind, und einigen ist es auch gelungen zu altern. Wir werden die Lage nicht dramatisieren, obwohl die Nostalgie typisch für die Mehrzahl der Russen (nicht der Nationalität, sondern dem Geburtsort nach) ist. Wir haben uns so hierher gesehnt! Und nicht umsonst. Es hat viel gebracht. Ein normales Leben hat es uns nicht beschert. Und nun liegt die Grenze hinter uns. Wir haben in "einem Moment alles verloren, alles ist dort zurückgeblieben. Ein Seufzen der Befreiung. Endlich! Das, wovon wir geträumt, an langen Abenden geredet haben, ist wahr geworden. Pläne haben wir geschmiedet. Wie manchmal geschrieben wird: Jetzt leben wir in einer „neuen Heimat". Wenn man jedoch über diese Phrase nachdenkt, ist sie sinnlos. Es gibt keine „neue Heimat". Dieser Begriff besteht nur im Singular, es ist der Ort, an dem der Mensch geboren wurde. Eine andere Sache ist es, dass das andere Land vielleicht besser ist als dieses, das heimatliche. Das besänftigt und tröstet. Und trotzdem ist nicht die ganze Heimat dort geblieben. Einen Teil haben wir mitgenommen: Erinnerungen, Familienandenken und natürlich Puschkin. In Deutschland angekommen, habe ich mit Erstaunen festgestellt, dass es auch hier ein Inselchen der russischen Kultur gibt.

Ich traf Puschkin, als ich Unter den Linden in Berlin entlangging. Aus den Vitrinen ertönt die Arie: „Du Zarewitsch, mein Retter, mein mächtiger Befreier". Der Text: zugegebenermaßen deutsch. Das ist die Reklame für die Berliner Komische Oper.

Der russische Titel lautet: „Das Märchen vom Zaren Saltan". Die Aufführung füllt den Saal. Der Erfolg ist riesig. Die Deutschen lesen Puschkin, aber natürlich in der Übersetzung, sie können nicht in vollem Umfang den Zauber übertragen, den Glanz und die Musik seiner Verse, obwohl es auch glückliche Ausnahmen gibt. Vielen haben die „Erzählungen Belkin´s", die „Kapitänstochter" gelesen. Lesen das jetzt die Kinder in Russland? In Amerika? In Deutschland? Ich möchte es hoffen.

Und lass die Kinder selbst im Zeitalter des Internets das Buch mit den „Märchen Puschkins" aufschlagen. Und lass es so sein, wie der Dichter schrieb: „Über das Erdachte vergieße ich Tränen". Der lebendige Quell der Poesie Puschkins wäscht den Schmutz besser von der Seele als ein Besuch beim Psychologen.

„Nächste Haltestelle - Puschkin-Allee", höre ich, als ich durch Potsdam fahre. Wie unverhofft! In der ehemaligen Residenz der preußischen Könige, fast neben dem Palast Friedrich Wilhelms III, gibt es die „русскаяколонияАлександровка" oder wie die Deutschen sagen, die „Russische Kolonie Alexandrowka". Im Grün der Gärten ertrinkend, stehen russische Holzblockhütten mit Fensterläden, spitzem Schnitzwerk über den Fenstern, Schindeltoren. Wie kam es, dass hier, in Preußen, ein russisches Inselchen entstand? Diese Geschichte geht auf die Jugendzeit Puschkins zurück, und die Siedlung ist nach seinem gekrönten Namensvetter, dem großrussischen Imperator Alexander I, benannt. Das war die Zeit der Napoleonischen Kriege. Puschkin und seine Altersgenossen lernten im Lyzeum. „Enttäuscht kehrten wir in den Schatten der Wissenschaften zurück, den beneidend, der an uns vorbeiging, um zu sterben." Als eine Gruppe von gefangenen russischen Soldaten nach Potsdam kam, kam ihnen die mitfühlende Haltung des Königs zugute, obwohl sie natürlich keine volle Freiheit hatten. Der König wählte aus ihnen 60 Personen mit schöner Stimme aus, und so wurde der russische Chor gegründet. Die kühnen und sehnsuchtsvollen Melodien gefielen dem König, also auch seinen Untertanen. Bald jedoch änderten sich die Zeiten. Der Sieger, der ganz Europa unterworfen hatte, hoffte, seinen ruhmreichen Feldzug in Moskau zu beenden. Er beendete ihn auch...

Friedrich Wilhelm brach schnell seinen Bund mit Napoleon und vereinigte sich mit dem der russischen Kriegspartei. Jetzt zogen russische Gefangene schon im Bund mit dem abkommandierten Potsdamer Regiment in den Krieg nach Frankreich. Vor ihnen lagen noch Schlachten, die Eroberung Paris'. Mit georgischen Kreuzen und preußischen Orden geehrt, kehrten die Soldaten nach Potsdam zurück. Sie warteten mit Ungeduld, dass Väterchen Zar ihnen die Rückkehr nach Rußland, nach Hause erlaube. Wie könnte es auch anders sein?

Aber es zeigte sich, dass es auch anders sein kann.

Der preußische König hatte sich schon sehr an den russischen Chor gewöhnt. Und er bat Alexander I., ihm diese Soldaten zu schenken. Ein Problem bereitete dieses „lebendige Geschenk" den hoch wohl geborenen Verhandlungspartnern nicht. Schließlich waren die Soldaten Leibeigene, man konnte sie verkaufen oder verschenken. So entstanden „die guten Soldatchen - die mutigen Kerle" («солдатушки – бравыребятушки») in Deutschland, in der Fremde.

Und der russische Zar ging in die Geschichte als Befreier Europas ein. Die Beziehung Puschkins zu seinem Namensvetter war zwiespältig.

Aber es wäre nicht fair, auch an die andere Seite zu erinnern, als Puschkin die Verdienste des großmütigen Imperators anerkannte, ihm seine Schwächen vergebend.

Im Jahr 1825 ließ Friedrich Wilhelm für die in Potsdam zurückgebliebenen russischen Soldaten die robusten Holzhäuser bauen, damit sie sie an Russland erinnerten, ebenso die russisch-orthodoxe Kirche. Die Siedlung nannten sie zum Gedenken an den verstorbenen russischen Zaren „Alexandrowka". Das „russische Dorf" befindet sich noch heute im Zentrum Potsdams.

In Berlin gibt es auch einen Platz, welcher den Namen des Zaren Alexander trägt: der Alexanderplatz.

Und einige U-Bahnstationen weiter wiederum die Puschkin-Allee. Wiederum nicht weit voneinander entfernt zweimal Alexander. Die Allee durchquert sozusagen den Treptow-Park. Links ist die Spree, sie ist dort ziemlich breit.

Rechts die Gedenkstätte der russischen Soldaten, welche bei der Eroberung Berlins gefallen sind.

Weit entfernt von der Heimat liegen die Soldaten unter Granitplatten. Über ihnen weiße Birken (die dieser Jahre schon groß geworden sind). Und neben der Puschkin-Allee... Ein Stückchen Heimat... Ein heimatlicher Ton...

In jedem Land, in der Kultur jeder Nation gibt es Talente - um so mehr in einem so großen Land wie Russland. Es gibt Genies. Jedoch seltener.

Aber nur einigen wurde das Schicksal zuteil, zum Symbol eines Landes, einer Epoche, ein Teil der Geisteswelt nicht nur der Zeitgenossen, sondern auch der Vorfahren zu werden.

Puschkin! Dieser helle Name begleitet uns das ganze Leben lang.

                                                  (Übersetzung ins Deutsche Manuela Sorge)

 

PLATZ DER EINHEIT

Im Stadtzentrum von Potsdam befindet sich ein Platz, der eine lange und interessante Geschichte hinter sich hat. Jetzt trägt er den Namen „Platz der Einheit“. Vor dem 17. Jahrhundert gab es an diesem Ort einen sumpfigen See, mit getrübtem und stinken- dem Wasser, - in der Tat, ein echter Sumpf. Man nannte ihn den

„Faulsee“. Einwohner machten einen großen Bogen um diesen Ort, er stand im schlechten Ruf, man sagte, hier wohne ein Böse- wicht, und an bestimmten Tagen fliegen Hexen und Teufel vom

See aus und begeben sich zum Berg Babelsberg. Dieser unangenehme Ort befand sich in der Nähe vom Stadtschloss. Der „Soldatenkönig“ traf die Entscheidung, diesen „Teufelssee“ zuzuschütten, und gab den entsprechenden Befehl aus. In den Sumpf wurden Pfähle eingerammt, Steine und Sand hinzu geworfen, aber das unersättliche Moor ver- schlang alles. Ganzen Wälder wurden ausgeholzt, um daraus Eichenpfähle zu machen, Berge von Sand wurden abgetragen - aber alles war umsonst. Die Leute flüsterten untereinander, dass die bösen Kräfte dem König gegenüberstehen. Aber er blieb stur und meinte: „Ich habe befohlen, den Sumpf zuzuschütten - und basta!“. Alle Mittel und Arbeitskräfte wurden mobilisiert. Die Holländer kamen, mit ihrer Erfahrung Land vom Meer zu erobern, zu Hilfe. Letzten Endes wurde Geduld belohnt. Wasser konnte nicht mehr durch den Erdboden durchsickern. Aber man traf die Entscheidung, auf diesem zugeschütteten Grund, keine Häuser zu bauen, und so hat sich im Zentrum der Stadt, diese schöne grüne Insel erhalten.

Gleich neben der Grünanlage befindet sich ein altes Gebäude - die Zentralpost -, das einzige Haus, das in diesem Ort nach dem Bombardement erhalten geblieben ist. Alle anderen Häuser wurden in der DDR-Zeit gebaut, an der Stelle, an der vorher die abgetragenen Trümmer lagen. Eines, von diesen modernen typisierten Gebäuden, grenzt direkt an die Post und an seiner Wand kann man eine Marmorgedenktafel mit dem Davidstern sehen.

„An dieser Stelle stand die Synagoge der jüdischen Gemeinde Potsdam. In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 wurde sie von den Faschisten ausgeplündert und zer- stört“. Weil die Synagoge sich direkt an das Gebäude der Post anschloss, konnten die Nazis sie nicht verbrennen, wie es in anderen Städten, auch in Berlin der Fall war, aber sie haben die ganze innere Einrichtung zerstört. Und Schluss wurde am 14. April 1945 gemacht, während der Bombardierung des ganzen Viertels. Das Gerüst des Gebäudes hatte sich damals erhalten, aber die Ruine selbst wurde demontiert und abgerissen, so wie auch die anderen Nachbarhäuser.

Die Gedenktafel wurde an dem Wohnhaus angebracht, an deren Stelle die Synagoge stand, dank der energischen Bemühungen und der Gesuche seitens des Potsdamer Holocaust überlebenden, deutschen Juden Goldstein. Er hat noch die Zeit erlebt, als Anfang 90-er Jahre die ersten Juden wieder nach Deutschland kamen. In der Grünanlage gibt es eine Gedenktafel mit der Anschrift:

„Für die Lebenden zur Mahnung und Verpflichtung“. Und noch eine Anschrift:

„Unsere Opfer, unser Kampf gegen den Faschismus und Krieg“.

Auf der anderen Seite der Grünanlage steht eine ungewöhnliche Skulptur - ein Denkmal dem „unbekannten Deserteur“ gewidmet. Aus einem weißen Stein ist die Figur eines Mannes ausgemeißelt, aber man sieht nur die Umrisse, in der Mitte ist ein leerer Raum. Auf der Bronzeplatte im unteren Bereich, gibt es ein Zitat, aus einer Erzählung vom jüdischen, antifaschistischen Schriftsteller Kurt Tucholsky, dessen Leben 1933 beendet wurde. Der Bildhauer war von der Idee des Schriftstellers fasziniert, die man mit den folgenden Wörtern ausdrücken kann: „Hier lebte ein Mann, der sich geweigert hat auf seine Mitmenschen zu schießen. Ehre seinem Andenken“. In vielen Ländern gibt es Denkmale, die dem „unbekannten Soldaten“ gewidmet sind, aber hier, in Potsdam, gibt es ein ganz anderes Denkmal - dem Mann gewidmet, der sich weigerte, ein Soldat zu werden. Niemand hier will einen Krieg, weil damit zu viele Leiden verbunden sind.

DIE STRASSE WURDE UMBENANNT, ABER DIE SCHILDER SIND UNVERÄNDERT GEBLIEBEN

In der Nähe vom Platz der Einheit befindet sich das Nauener Tor,

d. h., durch dieses Tor führt eine Straße zur Stadt Nauen. So hieß einst auch die Straße - „Nauenstraße“. Sie entstand in den 30- er Jahren des 18. Jahrhunderts in der Regierungszeit des „Sol- datenkönigs“, nachdem man den unglückseligen „Faulen See“ zugeschüttet hat und den umliegenden Bereich trockengelegt hat. Ebenso in jener Zeit wurde die Straße mit den zwei- und dreistö- ckigen Häusern mit Mansarden gebaut.

Im Stadtmuseum kann man alte Fotos von Potsdam sehen. Dieser Teil der Stadt ist praktisch ohne Veränderung geblieben, nur auf dem Foto vom Jahr 1896, merkt man, auf der Straße Pferdewa- gen statt Autos. Aber der Name der Straße ist geändert worden.

In der DDR-Zeit war sie, zu Ehren, dem aktiven Antifaschisten und ehemaligen KZ- Häftling benannt, der 1946 zum Ersten Oberbürgermeister Ost-Berlins und später auch zum Mitglied des Politbüros der SED. Er hieß Friedrich Ebert. Mehr als fünfzig Jahre

sind vergangen, es gibt jetzt keine DDR mehr. Nach der deutschen Wiedervereinigung begannen die Behörden, einige Straßen umzubenennen. Auch diese Straße wurde um- benannt, sie hat den Namen des anderen Politikers bekommen - des ersten Präsidenten der Weimarer Republik. Und jetzt heißt sie … so wie früher Friedrich-Ebert-Straße. Es gibt hier keine Täuschung. Tatsache ist, dass beide Politiker - Vater und Sohn - vollstän- dige Namensvetter waren: Friedrich Ebert der Ältere und Friedrich Ebert der Jüngere. Die Namen sind die gleichen, die Schicksale aber sind verschiedene.

Wahrscheinlich, schien die Tätigkeit des jüngeren Eberts, als Bürgermeister Ost-Berlins und als wichtiger Parteifunktionär der DDR nicht besonders sympathisch, der neuen po- litischen Führung, gegenüber. Jetzt wird in allen Reiseführern erklärt, dass diese Straße zu Ehren des älteren Ebert - dem ersten Präsidenten der Weimarer Republik - benannt ist. In dieser ungewöhnlichen Geschichte, gibt es auch eine positive Seite, denn die Schilder mit dem Straßenamen brauchte man nicht zu tauschen, und die Adressen blie- ben dadurch ohne eine Veränderung. In einem der Häusern ist auch heute noch eine, schon seit dem 18. Jahrhundert existente Apotheke, der „Der goldene Löwe“, in einem anderen gibt es ein Buchladen. Man sieht mit einem angenehmen Gefühl, dass über seinem Eingang, neben den Aufschriften „Bücher“ und „Books“ in Englisch, auch eine russische „Книги“ dabei ist. Auf derselben Seite der Straße steht ein schönes dreistö- ckiges Gebäude im Barock-Stil mit dem großen goldenen Monogramm des Königs. Auf einer Wand dieses Hauses ist ein Marmorschild befestigt, mit der Anschrift auf Deutsch: „Die große Stadtschule“ und auf Französisch: „La Grande Ecole“. Damit wird mitgeteilt, dass es hier, um die Stadtschule geht. Auch das Datum des Baus ist da- bei - das Jahr 1739. Für den Bau dieser Schule spendierte der „Soldatenkönig“, dessen Sparsamkeit und Geiz zum Sprichwort wurden, 1000 Taler. Das war das letzte zu seiner Lebenszeit gebaute Gebäude. In dieser Schule unterrichtete man Deutsch, Rechtschrei- bung, Religion und Naturwissenschaft. Später bekam die Potsdamer Schule eine ge- wisse Erweiterung, eine Reihe von neuen Lehrfächern wurde eingeführt. Das passierte in der Regierungszeit vom Friedrich dem Großen. Interessant, dass es dort sogar auch ein fakultativen Kursus mit Hebräisch gab.

Die Schule wurde 1812 zum Gymnasium. Hier studierten auch prominenten Personen, wie der Physiologe und Physiker Herman Helmholtz sowie der Mathematiker Karl Gu- stav Jakobi, dessen Eltern Mitglieder der jüdischen Gemeinde von Potsdam waren. Man nannte ihn „den ersten hervorragenden Mathematiker in Deutschland aus dem Stamm von Abraham“.

Wie ein Direktor seines Gymnasiums berichtete, war dieser Schüler schon von Anfang an, als kleiner Junge mit all mit seinen Fähigkeiten zu bewundern und so war es schwer zu sagen, in welchem Bereich er später tätig sein wird. Bereits als Halbwüchsiger hat er alle Lehrfächer fertig erlernt und er war sein Mitschülern weit im Voraus. Aber laut Preußens Gesetze konnte man zum Student der Universität erst im Alter von 16 Jah- ren zugelassen werden. Deswegen müsste das künftige Akademiemitglied noch eine Weile in der Schule bleiben, aber seine Wahl hatte er schon getroffen. „Wer einmal den süßen Geschmack der mathematischen Ideen gespürt hat, der wird niemals von ihnen Abschied nehmen“, - schrieb er. Jakobi wurde zum Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften. Seine Werke waren in Russland sehr bekannt, er hatte enge wissen- schaftliche Kontakte  mit russischen Mathematikern, z.B. mit M. Ostrogradskiy. Sein eigener Bruder, Moritz Jakobi, war ein Professor der Petersburgischen Universität und spezialisierte sich im Bereich der Elektrizität im Fach Physik. Er wurde als „Vater der Galvanoplastik“ betitelt.

Jetzt befindet sich in diesem alten Haus nach wie vor eine Schule (Abendschule), auch Erwachsene können dort ihr Abitur nachträglich absolvieren. In einem der Säle der Schule gibt es ein Porträt des Karl Gustav Jakobis und eine Tafel, die ihm gewidmet ist.

(Aus dem Buch “Spaziergang durch Potsdam. Vergangenheit  und  Gegenwart”)

WIE  ICH  ZU EINEM  HÜNDCHEN  KAM

Der Unterricht in der Schule begann sehr früh am Morgen. Im Winter, wenn Mutter mich weckte, war es draußen noch stockdunkel. Nach dem Frühstück warf ich die Schultasche auf den Rücken und zog los. Nicht selten hatte es über Nacht geschneit. Über den noch einsamen Straßen lag dann eine schöne, dämmrige Stille. Unter meinen Filzstiefeln knirschte der Schnee und die scharfe Luft biss mir in der Nase. Mitunter hatte ich Glück, und vor mir war schon jemand durch die unberührte weiße Pracht gestampft. Ich versuchte dann, mit den langen Beinen der Erwachsenen Schritt zu halten. Oft aber musste ich meine Bahn allein durch den frisch gefallenen Schnee ziehen.

In der Schule brannte um diese Zeit noch kein Licht, deshalb beschäftigten wir uns in den ersten beiden Stunden mit Gedichten oder mit Kopfrechnen. Das Kopfrechnen mochte ich nicht, Gedichte waren viel interessanter. Unsere Lehrerin forderte, dass wir ausdruckstark  und laut  rezitieren, sie meinte offenbar, laut sei gleichzusetzen mit gut.

Eines Tages, als ich in aller Frühe durch den Schnee zur Schule stiefelte, entdeckte ich einen großen weißen Hund. Er lag quer vor meinem Pfad und rührte sich nicht. Ich kauerte mich hin und streichelte ihn. Aber er bewegte sich kein bisschen. Der Ärmste, dachte ich, er ist ja halb erfroren, vielleicht schon beinahe tot. Aber wenn man ihn wärmt, wird er wieder laufen können. In unserer „Waldzeitung“ hatte ich selbst gelesen, wie ein Junge einen erfrorenen Vogel gewärmt und wieder lebendig gemacht hatte.

Einen winzigen Moment kämpfte ich mit mir – sollte ich einfach weitergehen, in die Schule laufen oder dem armen Hund helfen? Kurz entschlossen hob ich ihn auf. Er war sehr schwer und rührte sich immer nicht. Ich hielt ihn vor meinem Bauch und schleppte ihn nach Hause. Dabei malte ich mir in allen Einzelheiten aus, wie schön es sein wird, wenn er erwacht. Er wird mich sehr lieben, dachte ich, weil ich ihn gerettet habe. Er konnte bei uns im Korridor wohnen und alle würden mich um einen so schönen großen Hund beneiden.

Im Keller unseres Hauses wohnte der Heizer Saratschan. Er war einer der hiesigen, ein Orenburger. Da ich den Hund mit beiden Händen halten musste, klopfte ich mit dem Fuß an Saratschans Tür. Lange öffnete niemand. Und der Hund war wirklich eine Last. Endlich aber erschien der Heizer, steckte den Kopf durch den Türspalt und fragte unwillig: „Was willst du?“ Ich hob ihm, so gut ich konnte, den Hund entgegen.

„Onkel Saratschan, bitte nehmen Sie ihn, bei Ihnen im Heizhaus ist es warm. Das ist nämlich mein Hund, er muss sich aufwärmen.“

Saratschan riss erst die Tür und dann seine Augen weit auf.

„Hast du den Verstand verloren? Das ist ein Köter, das ist ein Eisklumpen!“

Mir fiel die Lehrerin ein und ich entgegnete ausdruckstark und laut: „Wissen Sie denn nicht, dass Tiere wieder lebendig werden? Sogar Vögel werden wieder lebendig!“

Der Heizer schlug die Tür vor mir zu und schimpfte von drinnen: „Hau ab! Verzieh dich!“

Ich schluckte und musste mir die Tränen verbeißen. Warum sind die Menschen nur manchmal so böse, dachte ich, so ungerecht. Ich legte den Hund an der Haustür dicht neben die lauwarme Heizung und begann ihn abzureiben, erst vorsichtig und dann ein wenig heftiger. Nach einer Weile kam zufällig unsere Nachbarin vorbei. Sie war sehr verdutzt und klingelte meine Mutter heraus. „Sehen Sie nur, Ihre Svetlana hockt da, flennt und frottiert irgendeinen toten Hund!“ Mama wischte mir die Tränen ab und versuchte, mich zu beruhigen. Sie redete lange und geduldig auf mich ein, bis ich begriff, dass mein Hund wirklich tot war.

Heizer Saratschan  hat ihn dann angeblich vergraben. Jedenfalls behauptete das Mama. Als ich ihn später einmal danach fragte, riss er abermals die Augen auf und brummte: „Du schon wieder! Na, was soll sein, sicher hab ich ihn begraben, alles wie es sich gehört!“

Seither wünschte ich mir einen Hund, ich wünschte ihn so sehr, dass Mama sich meiner erbarmte. Eines Tages, ich kam von der Schule heim, lief mir auf dem Korridor ein junges schwarzes Hündchen entgegen. Meine Freude und mein Stolz kannten keine Grenzen. Ich taufte es sofort auf den furchteinflößenden Namen „Tresor“. Leider waren alle meine Versuche, ihm Manieren beizubringen, vergeblich. Nicht einmal die einfachsten Gewohnheiten nahm er an. Er hörte nicht auf seinen Namen, hinterließ überall seine Pfützchen oder gar ein Häufchen. Die Mitbewohner, deren Türen ebenfalls zum Korridor führten, reagierten anfangs ärgerlich und wurden mit der Zeit immer zorniger.

Eines Tages kam ich aus der Schule und das Kistchen, in dem Tresor am Vormittag meist schlief, war leer. Mutter erzählte mir, dass ein Onkel gekommen sei und, begeistert von Tresors gutem Geruchsinn und wachen Verstand, vorgeschlagen habe, Tresor auf eine Spezialschule zu nehmen, an der man Hunde für die Front   abrichtet. Das tröstete mich ein bisschen. Ich glaubte, dass die Frontsoldaten Sanitärhunde brauchen, sie spüren Verwundete auf und retten sie.

In dieser Zeit gaben ja alle das Notwendigste an die Front, sollte also mein Tresor auch etwas für den Sieg tun. Der Gedanke, dass mein Hündchen dafür viel zu klein war, ist mir damals nicht gekommen. Erst viel später, nach Jahren, gestand mir Mama, dass sie Tresor irgendeinem geduldigen Hausbesitzer gegeben hatte, um die zornigen Mitbewohner zu besänftigen.

PARK SANSSOUCI - EIN LIEBLINGSWERK VON FRIEDRICH DEM GROSSEN

Wenn Sie jemandem sagen, dass Sie in Potsdam leben, dann wird Ihr Gesprächspartner wahrscheinlich antworten: „Oh ja, ich weiß, in dieser Stadt gibt es den schönen Park Sanssouci und sein königliches Schloss“. Als Besuchermagnet kann man diesen Park betrachten, der Touristen aus aller Welt nach Potsdam anzieht. Dieser Park ist der größte in ganz Deutschland mit ca. 290 Hektar und, hier gibt es etwa 400 Arten von Pflanzen. Besonders schön ist der Park Sanssouci im Frühling, wenn die Akazien- und Kastanien- bäume, der Jasmin sowie der Rhododendron und all die exotischen Pflanzen - die hier ihre zweite Heimat gefunden haben - blühen.

Auf dem Gelände des Parks befinden sich fünf Schlösser und eine Galerie. Dieses land- schaftlich-architektonische Ensemble wurde im Laufe der Jahrhunderte von mehreren Generationen der preußischen Könige geschaffen. Der Park und das Schloss Sanssouci sind mit in die UNESCO- Liste des „Weltkulturerbes“ aufgenommen. In Deutschland gibt es nur circa 32 Kultur- und Naturdenkmäler, die darauf stolz sein können, in der Weltkulturerbeliste der UNESCO zu stehen.

Im ältesten Teil des Parks kann man den ersten Palast des Friedrich des Großen finden, den er am Anfang seiner Regierungszeit gebaut hat - er bestieg den Thron im Jahr 1740 und regierte als König 46 Jahre lang. Er selbst hat einen Entwurf des Palastes erstellt und den ersten Stein für das Fundament gelegt. Dies fand am 14. April 1745 statt. Alles begann mit einem Traum als Jugendlicher. Als Thron-Nachfolger lief der Prinz von seinem Vater weg, er lief zu einem mit Gebüsch bewachsenen Hügel und statt Militär- drill und Schießübungen, saß er dort im Gras. Dort las er stundenlang die Bücher der französischen Schriftsteller und Philosophen, die er so geschätzt hat. Und er träumte davon, dass wenn er König wird, dann wird er hier Terrassen errichten lassen, auf denen Weinreben wachsen würden, und auf der Spitze des Hügels wird ein Schloss stehen. Da der Junge meistens französisch sprach und las, nannte er sein zukünftiges Schloss, mit dem französischen Namen, „Sanssouci“, was bedeutete „ohne Sorgen“. So wurde der Name für das Schloss bereits im Vorfeld gegeben. Aber seinen Traum zu verwirklichen, gelang dem König nicht sofort und nicht völlig, weil das Leben des Königs, erwies sich nicht immer als so freudig und ruhig wie er sich das sich vorgestellt hat. Seine Zeit wurde sehr oft von Staatsreformen, diplomatischen Verhandlungen, Kriegen usw. verwendet. Aber trotz aller Schwierigkeiten hat Friedrich der Große es geschafft, den Palast schon in den ersten Jahren seiner Regierungsperiode vollständig zu bauen und die Zeit für seine Lieblingsbeschäftigungen zu finden: die Philosophie, der Musik und der Literatur. Mehr als vierzig Jahre lang regierte er Preußen, von diesem nicht großen und nicht ganz pompösen, aber sehr geliebten Palast aus.

Beim Eingang in den Park steht ein Obelisk, auf diesem, kann man geheimnisvolle schwarze Buchstaben sehen. Das sind ägyptische Hieroglyphen, deswegen wird der Obelisk auch „ägyptisch“ genannt. Hier ist kein Text vorhanden, die Inschriften haben nur eine rein dekorative Bedeutung.

Wir gehen auf der Hauptallee zu einem kleinen Springbrunnen, ringsum stehen auf den Postamenten die Marmorbüsten. Eine von ihnen ist die Büste des Großvaters Friedrichs, des „Großen Kurfürsten“, der machte Potsdam zu seiner Residenz - Friedrich hat ihn sehr verehrt -. Für seine Gattin – der niederländischen Prinzessin Henrietta Luisa von Oranien - ihr zu Ehren, bekam die Stadt Oranienburg seinen Namen. Auf der rechten Seite, sieht man ein Gebäude, die Bildergalerie, mit der Kuppel und dem auffliegenden Adler auf der Spitze. Im Hintergrund der Allee rieselt ein großer Springbrunnen, ringsum stehen Marmorstatuen der griechischen und römischen Götter: Apollo - der Gönner der Musen,

Diana - Göttin der Jagd, Merkur - Gönner des Handels … Vor uns gibt es sechs Terrassen, die stufenweise nach oben ausgerichtet und mit Weinreben und Feigenbäumen bepflanzt sind. Die Feigenbäume sind durch Glasläden geschützt, weil ein leichter Frost für sie gefährlich ist.

Nachdem wir die Treppe nach oben gelaufen sind, befinden wir uns jetzt auf einem ge- räumigen Platz vor dem Schloss. Die Lage des Gebäudes und seine Architektur waren Streitpunkte für den König und seinen Architekten. Der Architekt wollte das Gebäude viel näher zum Rand der Terrasse bauen, damit das Schloss, in all seiner Pracht, vom unteren Springbrunnen aus zu sehen ist. Aber der äußere Eindruck war für den König nicht so wichtig, er erklärte, dass er nicht beabsichtigte, für diesen Zweck, die Be- haglichkeit zu opfern. Außerdem war er der Meinung, dass die Architektur die Natur ergänzen und nicht die Natur überragen sollte. Das Schloss ist nicht zu hoch gebaut und ergänzt visuell die oberste Terrasse und bildet mit ihr eine Einheit. Der Architekt musste somit dem Willen des Königs weichen. Tatsächlich können wir nicht das ganze Schloss von unten sehen, da dieses nach hinten versetzt wurde. Auf dem frei gewordenen Platz ging der König gern spazieren, und hier konnten auch seine so geliebten Windhunde he- rumlaufen und sich tummeln. Die Frage, wer in diesem Streit Recht hatte, hat sich daher von allein geklärt. Es hat sich herausgestellt, dass damals alles zum Besten gelaufen ist. Jetzt können auf diesem geräumigen Platz viele Touristen laufen und die Aussicht genießen. Sie können von Touristenführern begleitet werden und man hört wie die Leute dort deutsch, russisch, französisch oder japanisch sprechen und wie die Auslöser der Fotokameras klicken …

Auf der höheren Terrasse, rechts vom Palast, steht eine durchsichtige Laube mit der Sonne als Sinnbild, und in der Mitte davon - die antike Statue eines Knaben mit hoch- gehobenen Händen. Nebenan steht ein niedriger Marmorhalbkreis, auf den man sich hinsetzen und von dort die prächtige Aussicht auf den Park genießen kann. Hier stehen auch die Büsten der römischen Kaiser wie Julius Cesar, Augustus, Tiberius, Caligula, Claudius und Nero …

Und gerade vor euch steht eine Skulptur aus Carrara Marmor, die die Göttin des Früh- lings, der Blumen und der ewigen Jugend die „Flora“ darstellt. Sie wurde auf Befehl des jungen Königs errichtet, nämlich dort, wo er seinen Platz für seine künftige Beerdigung vorbereitet hat. Er wollte auch nach seinem Tod in seinem geliebten Sanssouci blei- ben. Aber sein Nachfolger hat den letzten Willen des großen Königs nicht erfüllt. Sein Neffe, der ihn im wirklichen Leben nicht besonders gemocht hat, hat für Friedrich eine pompöse Beerdigung organisiert und ihn in der Garnisonskirche in einem Sarkophag in einem ehrenvollen Platz beerdigt. Natürlich gegen den Willen Friedrichs - der in seinem Testament sehr klar und deutlich darum gebeten hat, das nicht zu machen. Erst im Jahr 1991, genau 205 Jahre nach seinem Tod, wurde der letzte Wille des Königs endlich erfüllt und jetzt können wir auf einem grauen, einfachen Grabstein mit der lakonischen Inschrift: „Friedrich der Große“ lesen. Der König selbst, hat lobende Aussagen über seine Person nie zugelassen, er schrieb, dass „er lediglich seine Pflicht erfüllt habe, und die Pflichterfüllung ist keine Heldentat. Ich bin kein großer König, aber lediglich ein anständiger König“. Aber seine Nachfahren haben das anders gesehen. Daneben, unter dem anderen grauen Grabstein, haben die Lieblingshunde von Friedrich ihre Ruhe gefunden, da sie ihn im Krieg und im Alter begleitet haben. Vierbeinige Freunde verraten ihren Herrn niemals und haben immer nur gute Erinnerungen. Auf dem Grabstein kann man nicht selten nur Blumen liegen sehen - die, die Leute am 17. August, am Todestag Friedrichs, und an vielen anderen Tagen mitbringen - sondern auch zwei bis drei Kartoffelknollen. Wundern Sie nicht, ausgerechnet Friedrich hat die Kartoffeln in die Spei- sekarte seiner Landsleute eingeführt und weil die Deutschen schon damals gesetzestreu waren, wurden die Kartoffeln so zu ihrem Lieblingsgericht.

Zur selben Zeit hat auch die Kaiserin Katharina II. in Russland versucht, das „Kartoffelproblem“ zu lösen. Die Tatsache, dass sie eine deutsche Prinzessin war, ist natürlich allen bekannt. Es ist aber weniger bekannt, dass die junge Sophie-Friederike - die spätere Katharina II., durch die Vermittlung Friedrichs, zur Ehegattin des künftigen Zar Peter III. wurde. Peter III. ist der Nachfolger von Zarin Elisabeth Petrowna, auf den russischen Thron. Es ist interessant, dass der König in seinem Brief eine besondere Bemerkung äußerte, nämlich, dass „dieses Mädchen nicht nur durch ihren Geist und ihr angenehmes Äußeres, sondern auch durch ihre Hörigkeit, ihre Bescheidenheit und ihre Sanftmut gekennzeichnet ist“. Und auch große Menschen können Fehler machen … Aber wie es sich herausgestellt hat, der „Alte Fritz“ hat letzten Endes dadurch die russische Geschichte mit beeinflusst. Richtig gesagt: „Gottes Wege sind unergründlich“. Im Gegensatz zu den disziplinierten Bürgern Preußens, lehnten die Untertanen Katharinas beharrlich, diesen „Teufelsapfel“ zu essen, ab und stattdessen haben sie ihre üb- lichen Speisen - wie Rüben und Kohl - bevorzugt. Manchmal kam es fast zur Waffen- gewalt, aber die „Mütterchen-Zarin“ konnte ihre Ziele durchsetzen, egal ob diese Ziele groß oder klein waren. Und in Folge dessen, wenn auch mit einer gewissen Verspätung, wurden auch in Russland Kartoffeln zu einem Lieblingsessen. Wie man heute so schön sagt, ist die Kartoffel zum „zweiten Brot“ geworden. Der Name für diese Speise ist nach wie vor deutsch geblieben, aber in der Umgangssprache bekam er das russische Suffixschka angehängt, und ist in Russland ganz heimisch geworden - und nach seinem Klingen - „Kartoschka“, und nach dem Geschmack des Gerichtes. So haben wir etwas Gemeinsames, was unsere Völker näher zueinander bringt, gefunden.

(Aus dem Buch “Spaziergang durch Potsdam. Vergangenheit  und  Gegenwart”)

 

DAS KLEINE HAUS DES GROSSEN GELEHRTEN

In der Nähe von Potsdam, nur 15 Kilometer entfernt, liegt die kleine Stadt Caputh. Sie liegt an den Ufern der Havel und dreier Seen, dem Schwielowsee, dem Templiner See und dem Caputher See, der die Form eines Pferdehufeisens hat. Der Name dieser Stadt, stammt vom slawischen ab, nach Meinung der einheimischen Historiker, der für uns aber eher komisch klingt.

In der langen Geschichte von Caputh gab es Epochen der Hofpracht, der Feste, von königlichen Jagden und auch der Verwüstung, Verödung und Vergessenheit.

Der Große Kurfürst schenkte diese Gegend an seine Gattin Dorothea und baute für sie ein Landschloss im holländischen Stil - dem ältesten Schloss im Land Brandenburg. Aber Caputh galt immer als Schmuckstück der Potsdamer Kulturlandschaft. Ihre Wäl- der, Seen, aromatische mit Grass geprägte, ländliche Luft, ihre ruhigen Gassen und kleinen gemütlichen Kneipen, die wie ein Balsam, Körper und Seele der zahlreichen Touristen aus vielen, manchmal sehr entfernten Ländern und Orten, erfrischen. Sie zieht, nicht nur das königliche Schloss nach Caputh, sondern auch ein bescheidenes Haus an einer stillen Straße am See, heran. Hier wohnte von 1929 bis 1932 Albert Einstein. Das ist der einzige erhaltene Ort in Deutschland, der mit dem Leben des großen Gelehrten zu tun hat. Das Haus in Ulm, wo er geboren wurde, seine Berliner Wohnung, alles verschwand während der Kriegswirren. Umso mehr ist das schlichte Haus in Caputh wert, dessen Baugeschichte an sich sehr interessant ist, weil sie uns etwas Neues über die Persönlichkeit von Einstein und über die Situation im damaligen Deutschland vermitteln kann.

Am 14.März 1929 feierte die wissenschaftliche Gemeinde in der ganzen Welt das 50-jährige Jubiläum von Albert Einstein. Zwei Wochen vor dem Jubiläum tauchten die ersten Reporter mit ihren Fotogeräten und Blöcken auf. Einstein strebte niemals den Ruhm an, die bevorstehenden Feierlichkeiten waren für ihn wie ein drohendes Gewitter und einige Tage vor diesem Zeitpunkt war er in die ländlichen Gegend abgefahren. Dort verbrachte er seinen Geburtstag im engen Familienkreis beim Mittagessen zu Hause.

Aber bei den Vorbereitungen zu diesem Jubiläum konnten die Akademie der Wissen- schaften und der Berliner Magistrat nicht tatenlos sein, denn der große Gelehrte hat nicht nur für sich selbst, sondern auch für Deutschland eine weltweiten Ruhm gebracht. An seine jüdische Herkunft hat damals niemand gedacht. Der Berliner Magistrat beschloss dann, an Einstein ein Häuschen mit Grundstück zu schenken. Ein guter Vor- satz, keine Frage, aber seine Verwirklichung ist etwas anderes. Die Munizipalbehörden agierten dabei unverständlicherweise sehr nachlässig, im Gegensatz zur traditionellen deutschen Pünktlichkeit.

Dem Gelehrten wurde ein Grundstück „übergeben“, auf dem ein Landhaus als Geschenk gebaut werden sollte. Es ist üblich, Geschenke anzunehmen und sich dafür zu bedanken, was auch gemacht wurde. Aber plötzlich hat sich herausgestellt, dass dieses Grundstück kein Eigentum der Berliner Munizipalität war und deswegen, könnte es nicht verschenkt werden. Ein anderes Grundstück wurde ausgesucht und die alte Geschichte wiederholte sich wieder. Dann folgte ein Briefwechsel, die Entscheidung wurde weiter verzögert, nicht ohne Teilnahme einiger nationalistisch geprägten Beamter des Magistrats, ein Haufen Papier und die Formulare vermehrten sich immer beträchtlicher.

Kurz gesagt, hat diese Geschichte eine ganz unwürdige Wendung genommen und dann hat Einstein an den Berliner Bürgermeister einen Brief geschrieben, in dem auch die folgende Zeilen enthalten sind: „Lieber Herr Bürgermeister. Das menschliche Leben ist kurz und die Behörden handeln zu langsam. Mein Leben, spüre ich, ist zu kurz, damit ich mich Ihren Methoden noch anpassen könnte. Ich danke Ihnen für den freundlichen Vorsatz, aber jetzt ist mein Geburtstag schon vorbei und ich nehme das Geschenk nicht an“. Einstein hat selbst ein Grundstück in der kleinen Stadt Caputh gekauft und beschlossen sein Haus mit eigenen Mitteln zu bauen lassen.

Die Zeitungen schrieben über diese Geschichte und ein ganz unbekannter jüdischer Architekt, Konrad Wachsman, der damals 28 Jahre alt war, kam zu Einsteins Ehegattin Else, um dann im Laufe des vertraulichen Gesprächs, hat er über den Geschmack des großen Mannes und seinen Ideen, in Bezug auf das künftiges Haus, Auskunft bekom- men. Die ganze Nacht hindurch hat er Skizzen gemacht und am Morgen kam er zu Einstein mit den Entwürfen und dem fertigen Bauplan.

Der Architekt selbst und seine Ideen, haben den Gelehrten positiv beeindruckt. Es wurde beschlossen, dass das Haus aus kanadischer Kiefer gebaut werden soll, die im Innern des Hauses ein ganz besonderes Mikroklima schafft. Alle Teile des Hauses wurden vorbereitet und in einem Pavillon gesammelt, nachdem er demontiert und auf den Aufstellungsort transportiert wurde. Die Montage dauerte ein bisschen mehr als eine Woche, Wachsman persönlich organisierte die Arbeit selbst. Das war in der Tat, die er- ste Erfahrung des Holzbaus aus vorgefertigten Einzelstücken in Deutschland, die ganz erfolgreich verlief.

Später als Wachsman, schon Mitglied der Architektur-Akademie war, erinnerte er sich an seine Begegnungen mit Einstein und an einige Begebenheiten des Baus in Caputh.

„Das Bauamt bekam die Entwürfe und forderte noch dazu die Berechnungen der statistischen Belastung, die die Holzsäulen unter der Veranda tragen könnten. Die Berechnungen wurden gemacht, ich habe die Papiere, Else für die Übersendung übergeben, denn, meiner Meinung nach, Einstein solle nicht mit solchen Lappalien beschäftigt werden. Aber gerade in diesem Moment, ist er selber im Zimmer reingekommen, sah die Papiere mit den Aufstellungen auf dem Tisch und zeigte noch mehr sein Interesse daran. Ich habe ihm erklärt, dass diese Berechnungen eigentlich zusätzliche Beilagen zum Projekt sind, aber er antwortete: „In diesem Haus werde ich mit meiner Familie wohnen, hier werden auch meine Gäste zu Besuch sein und ich fühle mich für ihre Sicherheit verantwortlich. Deswegen muss ich selber Ihre Berechnungen überprüfen“. Meine Erklärungen, dass diese Berechnungen nicht nur von mir gemacht, sondern auch von meinen Kollegen überprüft wurden, wurden ignoriert. Einstein setzte sich an den Tisch, vertiefte sich in die Kalkulation und … plötzlich teilte er mir mit, dass er ein ganz andere Ergebnis hat. Ein Gast Einsteins, der Mathematiker Doktor Meier, wurde als Schiedsrichter eingeladen. Er setzte seine Brille auf und begann zu lesen. Eine Minute, drei Minuten vergehen … Die Pause hält an. Das Gesicht von Meier wird rot und er wischt es sich ab.

Na, und? - fragte ungeduldig Einstein.

Meier seufzt und sagt leise, ohne seine Augen von Berechnungen abzuwenden.

Herr Professor, Sie waren wahrscheinlich sehr Eile.  Entschuldigung, aber hier haben Sie einen banalen Fehler in der letzten multiplikativen Berechnung begangen.

Und plötzlich, während der angebrochenen peinlichen Pause, erschallte ein lustiges Lachen des Nobelpreisträgers.

Überhaupt, nicht ausgeschlossen! Bereits in der Schule mochte ich dieses Ein maleins nicht.

Und anstelle der Peinlichkeit kamen eine gemeinsame Freude und Heiterkeit auf.“

Manchmal sagt man, dass die Wohnung, eine ungefähre Vorstellung, über den Charakter des dort wohnenden Menschen sich erzeugen kann. Und das ist wahr. Aber noch mehr wahr, ist das in Bezug auf ein Haus, das speziell nach dem Geschmack des Hausherrn gebaut wurde. Im Haus von Einstein findet man eher kleine Zimmer. Spontan erinnert man sich dabei, an die großen, prächtig eingerichteten Räume der sowjetischen und auch der jetzigen Elite. Aber Einstein brauchte keine Größe zu betonen. Die Möbel wur- de nach seinen Entwürfen angefertigt, in seinem Schlafgemach gibt es ein eingebautes Bett, ein kleinen Nachtisch, ein Stuhl und einen Schreibtisch mit drei Schubladen. Diese bescheidene Einrichtung passte ganz und gar, zu dem Geschmack des Gelehrten.

Na ja … Es wäre nicht schlecht, für einige unserer Zeitgenossen, die miteinander im Wettbewerb im Bereich Luxus stehen, dieses Haus zu besuchen. Der französische Schriftsteller Flaubert hat in seinen Roman „Die Erziehung des Herzens“ (im Original:

„L’Education sentimentale“) beschrieben. Das ist wirklich so. Herz und Gefühle brauchen unbedingt Erziehung.

Schon Ende des Sommers im Jahr 1929 begann Einstein mit seiner Familie im fertigen Haus zu wohnen. Dann wohnte er dort von April bis Oktober. Nach Bauende schrieb Else an Philip Frank: „Wir haben ein wunderschönes Haus gekauft, ein Haus im Wald. Wir haben dafür fast all unsere Ersparnisse ausgegeben, jetzt haben wir kein Geld, aber im Gegenzug, ein eigenes Haus“.

Vom Haus des Albert Einstein, könnte man in wenigen Minuten zu Fuß, eines in der Nähe liegende See erreichen. Dort am Ankerplatz stand seine Jacht. Er setzte sich hin, hisste die Segel und riss das Ruder an sich. Das war, die beste Erholung für ihn, die Stille und die Ruhe zu genießen sowie die Möglichkeit, seine Gedanken frei laufen zulassen. An diesem Ort war Einstein für Besucher und Telefonate unerreichbar. Wenn man Einstein fragte, wie viele Stunden er pro Tag arbeitet, war es für ihn schwierig, eine Antwort zu finden, weil für ihn die Begriffe „arbeiten“ und „denken“ identisch waren, und sie sind kaum messbar.

Aber auch in dieser Landidylle kamen Briefe aus der ganzen Welt. Ihm schrieben Gelehrte, Politiker, Schauspieler, Studenten und Geistliche … Manchmal gab es Kuriositäten darunter. So z.B., hat eine Schülerin aus England geschrieben: „Ich schreibe an Sie, weil ich wissen möchte, ob Sie wirklich existieren oder nicht“. Und zwei amerikanischen Studenten wetteten darum, ob ein Brief mit der Anschrift: „An Albert Einstein, Europa“ ankommen wird oder nicht, und schickten einen solchen Brief. Und der Brief ist angekommen!

Irgendwelche Eltern teilten mit, dass sie seinem Sohn den Namen „Albert“ gaben, zu Ehren Einsteins. Ein Fabrikant, hat dem Gelehrten eine „große Freude“ damit gemacht, dass er, auch zum Zeichen des Respekts, eine neue Sorte an Zigaretten „Relativität“ nannte. Im Kreis seiner Freunde, scherzte Einstein, dass er in seinen Träumen einen Postzusteller sieht, der Pakete mit Briefen, ihm ins Gesicht wirft. Und der Gelehrte sagte noch dazu, mit dem traurigen Seufzen: „Diese Sklaverei kann ich nicht loswerden“.

Aber dazu muss man sagen, dass in großem Maße seine Ehefrau, Else, den Gelehrten, vor der riesigen Flut von Briefen und insgesamt vor den Umtrieben seines Lebens und den alltäglichen Problemen bewahrte. Irgendwelche außerehelichen Leidenschaften und Affären von Einstein, worüber jetzt Journalisten ziemlich viel schreiben, konnten nicht mit den tiefen und ein Leben lang andauernden Gefühlen zu seiner Frau standhalten, die mit den Jahren immer stärker wurden, stärker, als in der Jugendzeit.

Schon an seinem Lebensabend, ihr Ehemann war von Krankheit betroffen, schrieb Else an ihre Freundin Antonine Wallenstein: „Ich habe niemals gedacht, dass ich so wichtig für ihn bin“ … Im Laufe ihres ganzen Lebens gehörten ihre Gedanken, ihre Tätigkeit zu Einstein. Die Sortierung der Briefe, war eine, von ihren vielen Pflichten. Diese Arbeit dauerte den größten Teil des Tages. Auf einige Briefe antwortete sie selber, andere Briefe gab sie ihrem Ehemann zum Durchlesen und ein Teil der Briefe brauchte über- haupt keine Antwort. Einstein scherzte über seine Popularität: „Na ja, alles ist relativ, das betrifft auch mich. So zum Beispiel, in Deutschland betrachtet man mich als deut- schen Gelehrten und in England bin ich ein Schweizer Jude“. Er blieb eine sehr lange Zeit ein Bürger der Schweiz, wo er früher seine Bildung her bekommen hatte. Weil

England sehr unfreundliche Beziehungen mit Deutschland hatte, deswegen, war es dort angenehmer, Einstein als schweizerischen und nicht als deutschen Gelehrten zu betrachten.

Wir kehren wieder zur Caputher Zeit, von Einstein Lebens, zurück. Später sagte er, dass diese Zeit „ die glücklichste“ für ihn war. Das Leben, wie es schien, bekam eine gewisse Stabilität und Bestimmtheit, sein 50-jähriges Jubiläum, der Respekt und die Anerkennung, der Nobelpreis und seine Mitgliedschaft in der Akademie. Obwohl er keinen großen Reichtum hatte, hat er einen bestimmten Wohlstand für sich und seine Familie verdient.

Als er im Sommer in Caputh wohnte, reiste er, mehrmals in der Woche, nach Berlin ab, wo er als Leiter des Instituts für Physik tätig war. Er arbeitete viel, aber er konnte auch Zeit für Erholung zu finden. Einige alte Einwohner von Caputh, die damals noch Kinder waren, erinnerten sich an Einstein als an einen Mann, der in Sportkleidung auf den Holzstrecken lief oder seiner Segelleidenschaft nachging. Einstein mochte es nicht, irgendwelche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und viele Einwohner wussten nicht, was für ein Mensch er war, der im kleinen Holzhaus wohnte. Sie konnten sogar nicht ahnen, dass ihre Kinder und Enkel in einem Gymnasium lernen werden, der den Namen ihres ehemaligen Nachbarn tragen wird. Damals wunderten sich die Einwohner von Caputh darüber, dass zu diesem äußerlich ganz gewöhnlichen Menschen, solche Weltberühmtheiten wie Charlie Chaplin, Rabindranath Tagore oder Thomas Mann kamen.

Die dreißiger Jahre haben schon begonnen, die Nazis mit ihre geheimen und offenen

Sympathisanten bekamen mehr Einfluss und Zulauf, auch in den wissenschaftlichen Kreisen. Die Relativitätstheorie und ihr Erfinder wurden von solchen „Kollegen“ als berüchtigt betrachtet. In der Zeitung „Völkischer Beobachter“ erschien ein Artikel vom Physiker Lenard, in dem er vor dem „gefährlichen Einfluss auf die Naturforschung“ warnte. Als Beispiel führte er, die Theorie von Albert Einstein mit seinem „mathematischen Geschwätz“, an. Dann folgten Vorwürfe an den deutschen Gelehrten, die zuließen, dass die Relativitätstheorie ihren Platz in Deutschland finden könnte.

In seiner Rede bei der Eröffnung des neuen physischen Instituts, hat dieser Mann offiziell verkündet, dass „die Naturwissenschaften eine ganz arische Herkunft haben, und es unwürdig ist für Deutsche, geistige Nachfolger der Juden zu sein“. Und, um allen die Sache klar zu machen, wird wieder der Name von Einstein erwähnt, der „dank seinen Machenschaften seine Positionen in der Naturwissenschaft noch immer erhält“.

Zu dieser schwierigen Zeit befand sich Einstein in Amerika als „Gastprofessor“ des Kalifornischen Technologischen Instituts und war unerreichbar für die Geheimpolizei und der Nazis. Er war aus der Berliner Akademie der Wissenschaften ausgetreten, mit der Begründung, wie er selber schrieb, dass unter der bestehenden Regierung, er gezwungen sei, auf den Titel des Akademie-Mitglieds zu verzichten. Daraufhin wurde er beschuldigt „einer gegen Deutschland gerichteten Tätigkeit“ nachzugehen. Für kurze Zeit, im Frühling 1932, kehrte Einstein nach Caputh zurück und im Kreis seiner Freunde und vertrauten Mitarbeiter, besprach er die entstandene Situation. Ihm war schon klar, dass die Nazis aktiv nach der Macht strebten.

Vor der Abreise nach Kalifornien, wo er im Herbstsemester Vorlesungen halten sollte, sagte er zu Else, mit der er im Garten stand und auf den See schaute:

Warte mal, lassen uns noch mal alles an schauen.

Warum? – wunderte sie sich.

Einstein schwieg eine kurze Weile, seufzte, und sagte mit Trauer in der Stimme:

Ich glaube, wir werden das hier nie wieder sehen.

Diese Wörter erwiesen sich als prophetisch. In Amerika besuchte er den deutschen Konsul. Während eines offiziellen Besuchs, erklärte der Konsul, dass es keine Bedrohung für Einstein in Deutschland gibt und das die neue Regierung „im Geist der Gerechtigkeit handelt“. Einstein antwortete, dass er nicht mehr nach Deutschland zurück- kehren wird, weil das dortige Nazi-Regime für ihn unakzeptabel ist. Nach dem Ende, des offiziellen Teils des Gesprächs, sagte ihm der Konsul leise: „Jetzt können wir, wie Mensch zu Mensch reden, und ich kann sagen, dass Sie ganz richtig handeln“. Dieser Satz waren mutige Worte für die damalige Zeit.

Aber es war für Einstein sehr schwer, die Entscheidung, über den endgültigen Abschied von der Heimat, zu treffen. Im Frühjahr 1933 kehrten Einstein und Else nach Europa zurück, sie besuchten Belgien, wo der Nobelpreisträger ein Gast seiner Gönnerin, Königin Elisabeth, war. Seine vorübergehende Wohnung befand sich in einer entfernten Seesiedlung in Le Coq, in der Nähe von Ostende, und wurde dort gut beschützt und bewacht. Diese Sicherung, schien ihm überflüssig und bedrückte ihn. Aber es hat sich bald herausgestellt, dass diese Schutzmaßnahmen nicht unnötig waren. Frau Wallen- stein, eine vertraute Freundin von Else, kam aus Berlin und brachte von dort ein großes, in Deutschland herausgegebenes Album mit Fotos, mit den Gegner des Hitler-Regimes mit. Schon auf der ersten Seite dieses Albums, gab es ein Foto von Einstein, mit der Beschriftung: „Noch nicht aufgehängt“. Kommentare waren unnötig … Bald darauf- hin kam eine Nachricht, dass die Polizei sein Haus in Caputh durchsuchte, und alle seine Habseligkeiten konfiszierte, darunter auch ein Rest des Archivs und seine Hand- schriften.

Am 10. Mai in Berlin, auf dem Platz, gegenüber der Universität fand ein grandioses

„Fest des Scheiterhaufens“ statt, unter der Führung des „Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda“, Goebbels. Studenten in SA-Uniform, warfen tausende „degenerative“ Bücher in den Scheiterhaufen, die angeblich vernichten werden sollen. Im großen Scheiterhaufen brannten Bücher von Thomas Mann, Lion Feuchtwanger, Stephan Zweig, Sigmund Freund, Lew Tolstoi und auch die wissenschaftlichen Werke von Einstein, die Nazis als „einen jüdischen Unsinn“ nannten. Dieses Ereignis machten vielen, auch noch bisher zweifelnden Menschen klar, was das Wesen dieses Regimes betrifft. Einstein mit seiner Familie ist nach den Vereinigten Staaten zurückgekehrt und dort für immer geblieben. Er half vielen seiner Freunden, darunter auch dem Architekten Konrad Wachsman, nach Amerika auszureisen. Albert Einstein betrat Deutschen Boden nicht mehr - das Land, wo er geboren wurde, studierte und durch das er, durch seine Tätigkeit, noch berühmter machte und das jetzt auf ihn stolz ist.

Und das Haus in Caputh? Es hat, seinen Architekten und seinen Besitzer überlebt. Im Jahr 1978 fand die Restaurierung des Hauses, unter der Führung des Mitgliedes der Architektur-Akademie K. Wachsman, statt. Als er US-Bürger wurde, hat er die Beziehungen mit Deutschland erhalten und jetzt befindet sich sein gesamtes wissenschaftliches Archiv, in der Berliner Kunst-Akademie. Laut seinem Testaments, sollte die Urne mit seiner Asche, in seiner Heimatstadt Frankfurt-Oder, wo ihm auch ein Denkmal er- richtet war, beerdigt werden.

Das Jahr 2005 - 50 Jahre nach seinem Tod - wurde als Einsteinjahr erklärt, und in Deutschland fanden zu diesem Anlass zahlreiche Veranstaltungen statt. Das kleine Haus, des großen Gelehrten, ist wieder offen für Besucher.

(Aus dem Buch “Spaziergang durch Potsdam. Vergangenheit  und  Gegenwart”)

 

EIN SCHLOSS MIT UNGEWÖHNLICHEM SCHICKSAL

Cecilienhof… Der Name des Schlosses ist sehr bekannt bei den Einwohnern und Gästen von Potsdam, weil diesem imposanten Gebäude ein ungewöhnliches Schicksal bestimmt war.

In der Sommerzeit verbrachte die Familie des Kaisers Wilhelm im Park des „Neuen Garten“. Hier wohnten der Kaiser Wilhelm II. und seine Gattin Augusta Viktoria, wie auch sein ältester Sohn, auch Wilhelm, mit seiner Ehefrau, der Prinzessin Cecilia. Ihr Vater war der Herzog

von Schwerin und ihre Mutter war eine Schwester des russischen Zaren Nikolaus II. Die junge Familie wohnte in einem gemeinsamen Schloss, zusammen mit den Eltern, eine Art „Wohngemeinschaft“. Obwohl das Schloss sehr groß war, waren beide Seiten nicht zufrieden, eine gemeinsame Unterkunft zu haben. Und die preußischen Könige waren daran gewöhnt, ein Schloss für den Thronnachfolger zu bauen. Dieser Bau wurde im Jahr 1913 begonnen, einige Monate vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Die äußere Fassade des Gebäudes sieht bescheiden aus, es gibt hier keine Marmor, keine Skulpturen und keine Vergoldung. Über dem Bogen, der zum Innenhof führt, befinden sich das Wappen von Preußen - ein Adler - und von Schwerin - ein Kalbskopf. Das Schloss wurde in der Zeit von 1913 - 1918 gebaut. Im Schloss gibt es 150 Räume, die, im Gegensatz zu den anderen Schlössern, nicht besonders luxuriös, aber im modernen Stil eingerichtet, gemütlich und komfortabel für Gäste und Hausherren, sind. Aber sie genossen diesen Komfort nicht sehr lange.

Am 8. November 1918 fand die Revolution statt, der Kaiser musste seine Abdankung unterschreiben und ist als Privatperson nach Holland, ins Exil, abgereist, das mit Preu- ßen schon lange, durch die dynastischen Ehen, gebunden war. Dort verbrachte Kronprinz Wilhelm einige Jahre mit ihm. Cecilia ist mit Kindern in Cecilienhof geblieben. Nach der Revolution wurden alle Schlösser der Hohenzollern nationalisiert und zum Staatseigentum erklärt worden, aber ein spezieller Erlass, ließ dem ehemaligen Thronnachfolger zu, im Schloss Cecilienhof zu wohnen; dadurch hatte die Familie ein Residenzrecht, aber kein Eigentumsrecht.

Der Prinz kehrte 1926 in seine Heimat zurück, er hatte nur noch eine schwache, illu- sorische Hoffnung auf die Restauration der Monarchie. Aus diesen Erwägungen he- raus, hat er die Ankunft des neuen Kanzlers an der Macht begrüßt, aber Hitler, wie es bald klar geworden ist, war vergebens. Diktatoren teilen ihre Macht nicht. Der älteste Sohn des Kronprinzen ist im Krieg während des Einmarsches in Paris gefallen. Sein Vater schickte ihn, aus einer „patriotischen Besinnung“ und Treue gegenüber der neuen Macht, an die Front. Und später kamen noch schwerere Zeiten, die Bombardierungen Potsdams, die Brände und die Ströme der Flüchtlinge. Etwa ein Drittel aller Häuser in Potsdam wurden, durch die massiven Bombardierungen der britischen Luftwaffe, zerstört. Glücklicherweise ist Cecilienhof, das letzte „Familiennest“ von den Hohenzollern, unversehrt geblieben.

Anfang Februar 1945 ist die gesamte Familie geflohen und das verödete Schloss, lebte sein Leben, aber bereits ohne seine alten Herren. Nur die eingebauten Möbel, im Kabi nett der Prinzessin, es wurde in der Form einer Schiffskajüte angefertigt und die zwei riesigen Kronleuchter im Empfangssaal, ein Geschenk des Nikolaus I., an seine Nichte, sind geblieben. Aber dieses Gebäude erlebte ein ungewöhnliches Schicksal.

Noch zu Kriegszeiten trafen sich die Alliierten auf den Konferenzen von Teheran und Jalta. Sie besprachen nicht nur die kriegerische Pläne, sondern auch die Perspektiven der Verwaltung des Nachkriegsdeutschlands und seiner zukünftigen Grenzen.

Nach dem Sieg sollte eine dritte Konferenz zustande kommen. Die Alliierten waren sich einig darin, dass diese Konferenz ausgerechnet in Berlin - in der Hauptstadt des besiegten Deutschlands - stattfinden muss. Berlin wurde von den sowjetischen Truppen eingenommen und mit der Organisation der Konfe¬renz war die sowjetische Seite beauftragt. Weil Berlin sehr stark zerstört wurde, beschlossen sie, die Konferenz sollte in Potsdam statt- finden und zwar im Schloss Cecilienhof. Im Laufe von drei Wochen wurde eine Generalrenovierung durchgeführt und in die Zimmer brachten sie die Möbel aus den anderen Schlössern unter. Für die Sitzungen wurde ein runder Tisch, mit einem Durchmesser von mehr als drei Meter, gebraucht und nirgends konnte man einen finden. In einer Moskauer Möbelfabrik wurde nach einem Auftrag, der Tisch angefertigt und mit dem Flugzeug nach Potsdam transportiert. Man kann ihn auch heute im Saal sehen, auf diesem Tisch sind kleine Fahnen, der drei Länder, die Sieger im Zweiten Weltkrieg waren, angebracht. Im Park wurden tausende Rosensträucher und hunderte Bäume angepflanzt. Sie schmücken den Park auch heute, wie Kastanien, Pappeln und Birken – die Altgenossen des Sieges.

Die Regierungschefs und die Delegierten wohnten nicht in Cecilienhof, sondern in speziell dafür eingerichtete Villen im Gebiet des Griebnitzsee. An den Wänden dieser Häuser hängen auch heute noch entsprechende Gedenkschilder, die Einwohner nennen diese Gebäude Stalin-Villa, Truman-Villa und Churchill-Villa.

Im Innenhof des Schlosses wurden mit roten Rosen und Geranien, ein Stern angepflanzt und darum waren blaue Blumen eingesetzt. Die Alliierten waren über dieses „symbo- lische“ Beet informiert und gaben ihre Zustimmung an „Onkel Jo“, wie sie ihn, unter sich nannten.

Auf der Potsdamer Konferenz wurden historische und wichtige Entscheidungen, für das weitere Schicksal Deutschlands und ganz Europa, getroffen. Die neuen Grenzen wur- den festgelegt, insbesondere die deutsch-polnische Grenze an der Oder - Neiße. Über die Ausführung der Demilitarisierung und der Entnazifizierung Deutschlands, sowie über die Auszahlung der Reparationen wurde beschlossen. Auch in Potsdam, auf einer Sitzung, bestätigten die Alliierten die Rechtmäßigkeit des Anschlusses der baltischen Republiken an die Sowjetunion. Es ist manchmal interessant, alte Dokumente zu lesen…

Die Sowjetunion bestätigte ihre Zustimmung, in den Krieg mit Japan zu treten. Während der Konferenz bekam Truman ein Telegramm, über die erfolgreiche Erprobung der Atombombe. Am nächsten Tag, nach der Sitzung, hat er angeblich zufällig, zu Stalin gesagt, dass Amerika eine neue mächtige Waffe besitzt. Er glaubte, das könne in den Dis- kussionen mit den Bolschewisten ein guter Trumpf sein. Aber Stalin reagierte gar nicht. Das Schweigen zum richtigen Zeitpunkt gehört auch zur Kunst der Diplomatie. Am 24. Juli 1945, von seiner Villa in Babelsberg aus, gab Truman den Befehl, Hiroshima und Nagasaki zu bombardieren. Das geschah am 6. August, als der amerikanische Präsident, auf dem Weg nach Hause, den Atlantischen Ozean überquerte. Beim Abschiedstreffen hat er den Anwesenden gesagt: „ Bis zum baldigen Treffen, Freunde“. Aber so weit ist es nicht gekommen, ein kalter Krieg zwischen den ehemaligen Verbündeten begann.

Niemand von den ehemaligen Teilnehmern dieser Konferenz war je wieder in Potsdam gewesen. Die einzige Ausnahme ist der ehemalige sowjetische Außenminister Andrei Gromyko. Schon zu Zeiten von Gorbatschow, als seine politische Karriere sich dem Ende näherte, kam Gromyko nach Potsdam. Im Schloss Cecilienhof, trat er in den Saal und setzte sich auf den Platz, wie früher Stalin im Jahre 1945. Neben ihm standen die leeren Sessel der Politiker, die bereits in die Geschichte eingegangen sind. Auf dem Tisch konnte man kleine Fahnen der alliierten Länder sehen. Deutsche Museumsmitarbeiter sahen, in welcher Stimmung sich dieser Mann befand und enthielten sich, ihm irgendwelche Fragen zu stellen. Das war sein Abschied von der Vergangenheit und vom Leben selbst … Jeden Frühling blüht ein Blumenbeet vor dem Schloss mit roten Geranien. Deutsche Gärtner pflanzen sie in der Form eines Sterns an. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde, mit Abstimmung im Landtag des Landes Brandenburg, be- schlossen, dass dieses Symbol, des bereits nicht mehr existierenden Landes, zu erhalten.

Im Mai 2007 fand in Cecilienhof eine Außenministerkonferenz des vereinigten Europa statt. Hier gab es keine Sieger und keine Besiegten. Die Zeiten der Diktaturen sind für Europa bereits Vergangenheit. Und ein Platz vor der ehemaligen Villa von Truman, trägt den Namen „Hiroshima-Platz“, dort werden Ausstellungen und Veranstaltungen organisiert, die gegen die Stationierung von Atomwaffen in Deutschland sind.

    
NEUE ZEIT - NEUER STIL

Marmorpalais

Einer der schönsten Orte in Potsdam ist der „Neue Garten“ - am Ufer des „Heiligen See“. Als Gegensatz zum Park Sanssouci, der unter dem Einfluss der französischen Mode geschaffen wurde, kommen hier andere Tendenzen zustande, die mit den neuen Modetrends und nach dem Geschmack des neuen König Friedrich-Wilhelm im Einklang waren. Weil Friedrich der Große keine Kinder hatte, wurde sein älterer Neffe zum Thron-Nachfolger. Er wurde nach einer detaillierten Anweisung erzogen, den sein Onkel für ihn entwickelt hat, mit speziell dafür eingestellten französischen Lehrern und Erziehern. Im Lauf der Zeit änderte sich allerdings das Verhältnis zwischen dem Monarchen und seinem Thronfolger grundlegend. In der Politik, in den Privatinteressen und in der geführten Lebensweise war der Nachfolger ein direktes Gegenteil vom „alten Fritz“.

Laut Tradition, soll der neue König von Preußen immer ein Schloss bauen, der seinem Geschmack völlig entsprechen könnte. Auch diesmal war es so. Im Jahr 1789 hat der Architekt Langhans nach dem Auftrag des Königs Friedrich Wilhelm II. den Marmorpalais gebaut. (Der Architekt hat auch den Entwurf des Brandenburger Tors - das später zum Symbol Berlins wurde - ausgeführt). Dieses Schloss, ist in seinen äußeren Formen, durch den Stil des Frühklassizismus geprägt, der das schnörkelhafte französische Rokoko abgelöst hat. Das Schloss steht in einem Park, der nach einem Entwurf des berühmten Landschaftsarchitekten Peter Josef Lenné im englischen Stil konzipiert war. Lennés englischer Stil ist mehr von der Nähe zur Natur und weniger von der geometrisch, strengen Genauigkeit geprägt, kleine Wiesen, gewundene Serpentinen und Alleen sowie Bäume die in ihrer natürlichen Umgebung, als ob sie selbst, ohne fremde Hilfe, dort gewachsen seien.

Selbst an heißen Tagen ist es sehr angenehm, am See eine Weile zu sitzen und das un- vergleichbare, einzigartige Aroma, des wegen der Sonne warm gewordenen Grases und der Feldblumen zu riechen. Auf der anderen Seite des Heiligen Sees befindet sich ein Gebäude, das wie eine Kapelle aussieht. Das ist die königliche Bibliothek, im gotischen Stil erbaut und die 1998 aus übrig gebliebenen Steinen, aus dem Krieg, restauriert wor- den ist. Sie ist dadurch eine genaue Kopie des Originals.

Wenn man die Serpentine am See entlang geht und dem Schloss ganz nah kommt, kann man ein kleines niedriges Gebäude aus verdunkeltem Sandstein sehen und daneben liegen Segmente von korinthischen Säulen. Das Gebäude wurde nicht zerstört, son- dern der Architekt hat mit Absicht eine Imitation der römischen Ruinen gebaut, was eine romantische Stimmung zu schaffen hilft. Aber das Gebäude hat eher eine prosa- ische, alltägliche Funktion, denn darin befand sich eine Küche, wo auserlesene Gerichte zubereitet wurden für Friedrich-Wilhelm, da er ein großer Gourmet war. Durch einen unterirdischen Gang wurde das Essen zu Tisch, in den Grottensaal, der in den Sommermonaten als Speisesaal genutzt wurde, transportiert. Wenn man in das Schloss eintritt, kann man den Anfang des unterirdischen Gangs und die Treppen sehen.

Nicht weit vom Schloss, auf einer kleinen Wiese, steht ein noch ungewöhnlicheres Gebäude. Es stellt eine ägyptische Pyramide mit Hieroglyphen dar. Aber es hatte nicht nur eine äußere Wirkung, sondern, das Gebäude hatte auch einen praktischen Nutzen. Unter der Pyramide befindet sich ein tiefer Keller mit mehr als fünf Meter tiefe, wohin eine Steintreppen führt. Im Winter, wenn der Heilige See zugefroren war, wurden großen Eisblocke heraus gehackt und in dem Keller untergebracht. Das war sozusagen ein „Kühlschrank“ für das Frischhalten der Lebensmittel.

Im Park gibt es auch ein, im ägyptischen Stil, an der Orangerie befindliches Portal. Vom Parkeingang bis zum Schloss führt eine Allee, entlang derer stehen

pyramidenförmige Bäume. Aber das sind nicht die uns bekannten Pappeln, sondern eher seltene Bäume, die pyramidenförmigen Eichen. Entlang der Allee kann man auch holländische Portiershäuser stehen sehen, die eine sehr große Ähnlichkeit mit denen haben, die im Holländischen Viertel zu finden sind. Nur wurden sie zu einer anderen Zeit gebaut, im 19. und sogar Anfang des 20. Jahrhunderts.

In der Nähe vom Marmorpalais steht ein kleines Gebäu- de, mit originellen, hohen und wie mit einem Schildkrötenpanzer aussehendem Dach. Deswegen hat dieses Haus den Namen „Schildkrötenhaus“. Hier wohnte Wilhelmine Enke - von Friedrich-Wilhelm II. die Herzens Dame (Mätresse). Sie hatte das Pech, in einer Familie aus dem Volk, geboren zu werden. Ihr Vater war ein Musiker, der Trompete spielte und „kgl. Cammer-Musicus“.

Laut einem bekannten Lied, „kein König kann aus Liebe heiraten“ und der preußische König war da keine Ausnahme. Seine offizielle Ehegattin, war eine ausgewählte für ihn, von seinem Onkel, eine deutsche Prinzessin, die ihm einen Thron-Nachfolger, und zwar den künftigen König Friedrich-Wilhelm III. gebar.

In einem von den Sälen des Schlosses, sehen wir ein großes Porträt einer Frau, die der König nicht imstande war, aufzuhören zu lieben, trotz aller Intrigen der Höflinge, die den König einen ganzen Blumengarten von Favoritinnen umgeben ließen. Jede von ihnen hatte kurzfristigen Erfolg, den sie dann in materielle Güter für sich selbst und ihre Verwandten umgewandelt hat. Aber jedes Mal war der König enttäuscht und kehrte zu seiner Wilhelmine zurück. Im Gegensatz zu allen anderen, hatte sie keine eigennützige Zwecke. Ausgerechnet diese Eigenschaft, eine sehr seltene damals und auch noch heu- te, und außerdem, ihre fröhliche Natur ließen alle Konkurrentinnen aus den Hofkreisen, brachte eine Niederlage ein. Wilhelmine war nicht nur eine „Mätresse“, sondern auch ein Freund, sie könnte ihren Geliebten gut verstehen und viele seiner Schwächen ver- zeihen.

Das letzte, was der, in seinem Schlafgemach in demselben Schloss liegende, sterbende 53-jährige König gesehen hat, war das strahlende unter der Sonne des Sees, die nicht mehr so junge, aber nach wie vor schöne Wilhelmine, die an seinem Bett saß. Trotz der ernsthaften Androhung einer Verfolgung, seitens des künftigen Königs, blieb sie bei ihrem Geliebten, bis zu seinem letzten Atemzug. Ihre letzten Jahre verbrachte Wilhelmine im Exil, wohin sie der neue König verbannt hat und der ihr gesamtes Vermögen konfiszierte.

Auf dem Hinweisschild unter dem Bild, im lila Saal, steht die Aufschrift „Das Porträt der Gräfin Lichtenau“. Er war dem Museum, an die Nachfahren, dieser Frau geschenkt worden. Sie hatte den Titel geerbt, mit dem der König, das Mädchen aus einfachen Verhältnissen, für ihre Treue und Liebe auszeichnete. In demselben Raum ist auch das Portrait des jungen Königs, der ihr Geliebter war, aufgehängt. Jetzt sind sie wieder zusammen …
    

 

„KLEIN AMSTERDAM“ IN POTSDAM

Im Zentrum der Stadt zwischen den Häusern im Barock-Stil, die mit Säulen, Stuckreliefs und Vignetten verziert sind, be- findet sich eine Insel, einer anderen Kultur - das so genannte „Holländisches Viertel“. Das ist ein Viertel mit alten zweistöckigen und ziegelroten Gebäuden, die nach der streng geometrischen Ordnung, in vier Karrees angelegt sind. Wie ist „das kleine Amsterdam“ überhaupt nach Potsdam hingeraten?

Das ist eine alte Geschichte, die in der Regierungszeit des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I. begann. In seinen jungen Jahren, schon als Kronprinz, studierte er in den Niederlanden. Er war fasziniert von diesem Land, mit seiner Baukunst und seiner rationalen Wirtschaft. Und später, schon als König, hat er entschieden, in seinem so geschätzten, aber damals noch provinziellen Potsdam, ein „holländisches“ Stadtbereich zu schaffen. Er hat holländische Baumeister nach Potsdam eingeladen, die eine große Erfahrung in der Errichtung von Häusern auf sumpfigen Boden hatten. Der Bau verbrauchte viel Geld, aber nach der Regierung seines Vaters, der noch glanzvoller und prachtvoller, als der französische König Ludwig XIV. sein wollte, sind ein leerer Staatsschatz und millionenschweren Schulden übrig geblieben. Die strengste Ökonomie wurde eingeführt, die Zahl der Höflinge wurde reduziert und Luxusausgaben wurden verboten. Der König und seine Familie machten in dieser Richtung Schule. Selbst die königlichen Speisen waren eher dem Essen eines Bürgers aus der Mittelschicht ähnlich.

Nach der jahrhundertlangen Tradition, soll jeder König von Preußen, unbedingt ein Schloss gebaut haben. Aber statt eines Schlosses, hat der „Soldatenkönig“ entschieden, das holländische Viertel auf dem öden, sumpfigen Ort zu bauen, an dem es heute steht. Schon als Geizhals bekannt, hat der König die Stadt zweimal größer gemacht und die Zahl der Einwohner ist siebenmal größer geworden. Der Sumpf, an dem Ort des heutigen „Platz der Einheit“ wurde zugeschüttet, der Stadtkanal und das Stadtbassin, der jetzige Bassinplatz, wurden angelegt. Dank solcher Maßnahmen, war das Wasser allmählich weg und der Erdboden trockengelegt. Der König hat den holländischen Architekten Jan Bouman eingeladen und Mittel für den Bau wurden ohne Einschränkungen eingesetzt. Die Holländer wurden von einheimischen Schippern, Maurern und Soldaten verstärkt. Die Soldaten wurden, auf Zeit, vom alltäglichen Drill befreit, um bei den Erdarbeiten zu helfen. Der König kontrollierte persönlich den Bauprozess. Der Kampf gegen den sumpfigen Erdboden war nicht einfach und es gab Höflinge, die vorsichtig, beim König, mit einem Rat auftraten, das Zeit und Geld nicht für dieses, angeblich unrealisierbare, Projekt auszugeben, weil es mehr Jahre dauern kann, als bis zum Ende seiner Regierung, die er noch vor sich hat. Und in der Tat, in Holland selbst dauerten solche Arbeiten ganze Jahr- zehnte. Aber der König blieb stur: „Ich habe gesagt - und basta!“ Außerdem, hatte er vor, sich ein inspirierendes Beispiel seines Freundes und „Kollegen“ - des Zaren Peter des Ersten, zu nehmen. Die persönlichen Begegnungen in Potsdam, mit dem willens- starken und brutalen Regenten Russlands, haben den preußischen König stark beein- druckt. Wenn Peter es geschafft hat, seine neue Hauptstadt, auf einer neu erkämpften, sumpfigen Stelle zu bauen - warum kann man das dann nicht in Preußen auch machen? Im Jahr 1732 ging es mit dem Bau los, nach acht Jahren wurde das Ziel fast erreicht, und Friedrich hatte noch die Möglichkeit, die Häuser zu sehen.

Der König starb 1740. Er hat seinem Sohn und Nachfolger, dem künftigen Friedrich dem Große, den Staat mit der stärksten Armee und der blühendsten Wirtschaft hinterlassen. Und das beste Denkmal für ihn ist, das Holländische Viertel, das mit finanzieller Hilfe gebauten 152 Häusern und obwohl dieser König, sein ganze Leben lang, eines strapazierte Uniform trug und die Sparsamkeit zur Richtlinie seiner Staatspolitik machte. Das Holländische Viertel in Potsdam, ist einein einzigartiger Komplex an Gebäuden, die nach einem einheitlichen Plan gebaut wurden. Natürlich, gibt es auch ältere und schönere Häuser, aber ausgerechnet in Preußen, hat der Architekt Jan Bouman, zum ersten Mal, ein großes Ensemble an Häuser erschaffen, die stehen, wie Soldaten in einer Militärordnung. Sie haben alle Kriege und Revolutionen überlebt. Glücklicherweise, waren sie nicht von Bombardement betroffen. In der DDR-Zeit wurden die Gebäude praktisch nicht restauriert, aber ihre Stunde sollte noch kommen. Und am Ende der 90-er Jahre war es soweit - die Restaurierung hatte begonnen. Im Innern, der Häuser lässt man noch zu, etwas zu verändern, aber die Außenfassade muss so bleiben, wie sie ursprünglich war.

Nach dem Ende der Bauarbeiten, kehrten viele, der Holländer, 1740 nach Hause zurück, aber 60 Familien und der Architekt selbst, der mehr als 30 Jahre lang in Potsdam und Berlin wohnte, sind geblieben. Er hat an der Projektierung und dem Bau der Französischen Kirche in Potsdam, des Katholischen Doms in Berlin und des Schlosses, des Prinzen Heinrich, das jetzt als Humboldt-Universität bekannt ist, teilgenommen.

In der Zeit, als der „Soldatenkönig“ regierte, war jeder dritte Potsdamer beim Militär - das war eine Garnisonstadt. Kasernen als solches gab es nicht, die Soldaten und Offiziere wohnten bei Hauseigentümern, und wurden von ihnen, nach dem Prinzip der Vollpension versorgt, im Gegenzug waren sie, teilweise, steuerlich entlastet. Der König machte keine Ausnahme, sechs Gardisten wohnten im angrenzenden Gebäude des Schlosses. Der Disziplin schadete das nicht. Bei der Abendkontrolle ging ein Regimentskommandeur auf die Straße und schaute nach den offenen Fenstern, an denen die Grenadiere standen und Ehrenbekundungen erwiesen. Die Garde war im Mittelpunkt der königlichen Sorge. Der König, selbst ein nicht großgewachsener Mann, hat ein Regiment aus „Riesen“ gesammelt, nach denen königliche Werber durch das ganze Europa reisten, nach ihnen suchten und dann nach Preußen holten. Unter diesen Männern, waren nicht nur Deutsche, sondern auch Iren, Tschechen, Russen und sogar ... Äthiopier. Es ist zweifellos sicher, dass es unter ihnen keine Juden gab. Und nicht deshalb, weil sie vom Militärdienst ausgeschlossen sein wollten. Die Ursache ist, dass kein Jude irgendwelche rechtlichen Gründe hatte, in der Armee zu dienen. Der König hat ihnen den Handel und die Finanzen überlassen, und noch dazu - die Textilmanufaktur, wo bei der Produktion der neuen Tücher, insbesondere der Seidentücher ein hohes Risiko lag. Am Ende wurden die preußischen Tücher, wie man heute sagt, „konkurrenzfähig“, sie wurden sogar nach Russland exportiert. Ein gewisser Teil der Seide und des Samtes, waren für die Verzierung der Militäruniformen benutzt worden. Der sonst so sparsame König, gab dafür sein Geld, mit vollen Händen aus, wie für die Pfühle seiner Grenadiere auch. Aber das Leben der „langen Kerle“ war ganz anders als süß und angenehm, sie wurden jeden Tag gedrillt, unter der strengen Aufsicht des Königs. Außerdem, dienten sie lebenslänglich ohne Urlaub und ohne die Möglichkeit, ihre Heimatsorte zu besuchen.

In einem der Häuser des Holländischen Viertels, der „Urania“ Schule gegenüber, be- findet sich ein Café mit dem Namen „Zum langen Kerl“ - früher sammelten sich hier die „hochgeschossenen“ oder „langen Kerle“. Etwa hundert solcher Riesen hat Peter I. seinem Freund geschenkt, als Zeichen der Dankbarkeit für das Bernsteinzimmer und der königliche Jacht. Es ist übrigens bekannt, dass der größte Soldat, ein russischer war, der den Namen Swirid Rodionow trug und 2,14 Meter lang war.

Aber der König nahm war, dass das Leben im „goldenen Käfig“, für seine so geliebten Soldaten, die in den Mansarden der holländischen Häuschen wohnten, ziemlich lästig war. Und er hat ihnen zugestanden, eine ganz ungewöhnliche „Soldaten-Ehe“ zu führen. Wenn irgendeinem Soldaten ein Mädchen gefiel, und falls sie damit einverstanden war, führte er sie zum Regimentskommandeur, der bewilligte ihnen, dass sie zusammen leben dürfen. Das junge Paar bekam eine Wohnung in einem der Häuser. Einige Paare schufen eine lebenslängliche Familie, andere nur für eine gewisse Zeit. Wenn er (oder sie) vom Partner Abschied nehmen wollte, dann musste ein Kommandeur darüber im Voraus informiert werden. Der Soldat bekam ein einzelnes Zimmer für Ledige und das Mädchen konnte, ihrem Schicksal, eine ganz neue Richtung geben. Das war, in den meisten Fällen, Mädchen aus dem „Militärwaisenhaus“ und deswegen keine große Wahl hatten. Wenn in der, schon beendete Ehe, Kinder geboren wurden, so könnten sie bei der Mutter bleiben, falls sie wieder jemanden heiratete. Oder, nach ihrem Wunsch, konnten die Kinder auch im „Militärwaisenhaus“ untergebracht werden. Kein Vorwurf in ihre Richtung war erlaubt, das hat der König so vorgesehen. In der Tat war das, in seinem eigenen Interesse, einen Zuwachs der Bevölkerung in seinem Königreich fördern, denn dann könnte er, auf diese Weise mehr Soldaten bekommen.

Es ist bekannt, dass der König, sehr oft selbst, bei der Suche nach Bräuten für seine Grenadiere half. Für den König kamen nur großwüchsige Mädchen in Frage, weil er mit Recht glaubte, dass Kinder solcher Eltern, auch vom großen Wuchs sein werden und in der Zukunft als königliche Gardisten dienen können. Es gibt eine Legende, die sagt, dass eines Tages der König auf dem heutigen Luiseplatz beim Eingang am Stadttor stand und plötzlich im Menschenhaufen, der sich zum Markt begab, ein schönes, hoch- gewachsenes Mädchen bemerkte. Sie war um zwei Köpfe größer als die anderen. Der König hat blitzschnell eine Entscheidung getroffen, er hat sie zu sich gerufen und gab ihr einen Zettel, den sie dem Kommandeur des Garderegiments übergeben sollte. Das Mädchen machte einen Knicks und verbeugte sich vor dem König, aber auf dem Weg zum Holländischen Viertel, wo dieses Regiment residierte, hat sie ihre Entscheidung geändert. Der Zettel war nicht versiegelt, aber das Mädchen könnte nicht lesen und der Inhalt des königlichen Befehls war ihr unbekannt. Deswegen, um die Sache nicht noch schlimmer zu machen, hat sie diesen heiklen Auftrag, einer alten lahmen Frau, gegen eine kleine Bezahlung gegeben, die auch mit einem Bündel Reisig zum Markt ging. Die alte Frau sagte gerne zu und begab sich zu der angegebenen Adresse. Als der Regimentskommandeur diesen Zettel gelesen hat, war er so überrascht, dass er kein Wort sagen konnte. Im Zettel stand ein Befehl des Königs, der Kommandeur sollte sofort, eine legitime Ehe, mit der Zuträgerin und mit dem schönsten und höchsten Grenadier, schließen. Über die Ausführung des Befehls sollte er eine Mitteilung erstatten. Unter dem Text stand die Unterschrift des Königs. Im ganzen Viertel war ein lautes Lachen der Soldaten zu hören, nur der Bräutigam freute sich nicht besonders darauf. Ordnungs- halber wurde die Entscheidung getroffen, dieses „Paar“ erst mal zu verloben, worüber am nächsten Tag der König die Nachricht bekam. Nachdem er, die alte Frau neben dem schönen Grenadier gesehen hatte, war dem König klar, welchen Scherz das schlaue und schöne Mädchen mit ihm getrieben hat. Bald daraufhin hat der König, der übrigens von der Wissenschaft nicht sehr viel hielt, einen Erlass über die Schulpflicht für alle Kinder ab dem sechsten Lebensjahr verkünden lassen. In Preußen wurden Grundschulen über- all, auch in den Dörfern, eröffnet.

Außer dem Spitznamen „Soldatenkönig“, hatte Friedrich Wilhelm noch einen, nämlich „Tintenfass“. So nannte ihn der englische König, deshalb, dass sein deutscher Cousin vor zog, Konflikte auf dem Papier, durch einen diplomatischen Briefaustausch und nicht auf den Schlachtfeldern, zu lösen. Er hat das auch seinem Sohn vermacht: „Für jeden Tropfen vergossenen Soldatenblutes, wirst du vor Gott, eine Antwort geben“. Aber der künftige Friedrich der Große handelte ganz anders.

Im Holländischen Viertel herrscht eine besonders gemütliche Atmosphäre, es dort kleine Antiquariate und Souvenirgeschäfte, das Café „Der fliegende Holländer“ und das Haus- Museum von Jan Bouman in der Mittelstraße 8, wo der berühmte Architekt gewohnt hatte, gibt. Dort kann man mit die Geschichte der holländischen Häuser kennen lernen und im gemütlichen Hof eine Weile sitzen.

Eine „Gesellschaft für die Unterstützung der holländischen Kultur in Potsdam“ ist 1993 entstanden. Außer Privatspenden, kommt ein Teil der Mittel aus Holland. Mit diesem Geld werden, die Restaurierungen der Häuser und jährliche Tulpenfeste, finanziert. Tausende Potsdamer und Berliner spazieren während der Festtage in den Straßen, man kann holländische Lieder und alte Musik, die Künstler aus Amsterdam spielen, hören.

Handwerker machen, unter den Augen der Besucher Holzschuhe und bemalen Porzellan. Auch nationale Spezialitäten - darunter der berühmte holländische Käse, nicht zu vergessen! - sind dabei. Die Gäste können zusehen, wie Damenhüte gefertigt werden, wie Wolle gesponnen wird und wie die Wäsche im Holzbecken gewaschen wird. Sie können auch, aus der Nähe, die riesigen Gardisten in ihrer roten Uniform und den weißen Perücken - die, der Stolz des preußischen Königs waren - beobachten.

(Aus dem Buch “Spaziergang durch Potsdam. Vergangenheit  und  Gegenwart”)
 

DER KOMPONIST SERGEJ KOLMANOVSKIJ

    STELLT SEIN DEM GEDENKEN AN REICHSKRISTALLNACHT GEWIDMETES ORATORIUM „TRAUERGESÄNGE“ VOR. DIE TEXTE SIND VOM ÖSTERREICHISCHEN DICHTER PETER PAUL WIPLINGER.

    www.besucherzaehler-homepage.de