Nikolai Epstein Archiv

Nikolai Epstein
geboren am 21.11.1939 in Moskau, Doktortitel in Biologie. Hat bei zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen mitgewirkt. Übersetzt wissenschaftlich-technische und historische Texte sowie Belletristik aus dem Deutschen und Polnischen. Wohnt seit 1996 in Deutschland, viele Jahre war als Leiter des Kultur-, Integrations- und Begegnungszentrums KIBUZ in Potsdam tätig.

 

 

Koktebel-Stimmung
 
Die Welt ist uns zu unserm Wohl gegeben.
Wo immer auf der Erde wir auch leben-
Wir sind vom Werden und Vergehn bestimmt,
vom Wirken der Natur, die gibt und nimmt.

 
Die Augenblicke unsers Daseins schwinden
Wie Schmetterling und Blume in den Winden
Des Schnees, wie die Konturen von Koktebel
Unsichtbar werden hinterm Winternebel.

 
Das, was wir Leben nennen, geht und geht.
Wo heute noch die Citrusbäume stehn,
Wird einmal unfruchtbare Asche liegen,
kein Vogel tote Felder überfliegen.

 
Die Gipfel unsres ‚Karadag’ zerreiben,
und nichts wird mehr von ihnen übrig bleiben
als Sand, den Wellen in das Urmeer ziehen.
Der letzte Sonnenstrahl wird lichtlos fliehen.

 
Die Erde kann sich kosmischen Gesetzen
der Weltveränderung nicht widersetzen,
wird sich verwandeln, Dunst sein zwischen Sternen,
und lautlos in die Finsternis entfernen.

 
Noch aber leben wir und hoffen, träumen
Im Schutz des treuen Wächters ‚Karadag’,
dass uns die Ewigkeit aus allen Räumen,
durch jedes Dunkel gütig leuchten mag. 

                           

Vorgefühl

                       „Ich ahne Dich voraus. Die Jahre gehen vorüber –
                       In einem Bild, seit langem, ahne ich dich voraus. 
                                                                  A.Blok
Trotz der beruhigenden Dämmerungen,
die tröstlich mir das Fensterchen verhängen,
weiß ich, dass alles noch vorhanden ist,
was unser Leben reich und gut gemacht

 

Uns beiden ist ein tiefes Glück gelungen,
und abends bei den Sonnenuntergängen,
wo keiner seine Zeit an Uhren misst,
erscheint mir wieder dein Gesicht und lacht.

 

Für Augenblicke weicht die Finsternis,
und alle Farben leuchten noch einmal
für Dich und mich. Ach! Wie ich dich vermiss!
Bald aber folge ich dir ohne Qual.

                                  (Nachdichtung Walter Flegel)        

 

DER KOMPONIST SERGEJ KOLMANOVSKIJ

    STELLT SEIN DEM GEDENKEN AN REICHSKRISTALLNACHT GEWIDMETES ORATORIUM „TRAUERGESÄNGE“ VOR. DIE TEXTE SIND VOM ÖSTERREICHISCHEN DICHTER PETER PAUL WIPLINGER.

    www.besucherzaehler-homepage.de