Marina Awerbuch
Marina Awerbuch (Marina Borisowna Lurje) –
Lyrikerin und Schriftstellerin, geboren in Moskau, seit 1995 lebt in Deutschland. Absolventin des 1. Moskauer medizinischen Instituts.
Autorin des Buches „Ich bin es – Marina“.
Hauptpublikationen – in russisch- und deutschsprachigen literarischen Anthologien, sowie in Anthologien „Russische Dichter in Deutschland“ des Verlages „Aleteja“ in St. Petersburg.
«Am Anfang war das Wort…»
Nur fremd, nicht feindlich, ist die Sprache.
Ich lerne, wie verzaubert, Wort um Wort.
Buchstaben, Zeilen, ganze Sätze...
Gebannt von Bildern,
spinne ich den Faden fort.
Als hätte ich am Morgen aller Tage
Vernommen jenes Wort: „Ich werde leben“.
Und stauend stehe ich vor so viel Weisheit,
entzünde Kerzen, jedem Gott
ein Licht zu geben.
Was für ein Glück, die Seele so zu zeigen.
Zu wissen, diese Möglichkeit ist immer da:
In jedem Haus ein Stück vom Paradies.
Nie Schweigen.
Und du vernimmst kein „Nein“.
Du hörst nur „JA“.
(Nachdichtung von Maik Altenburg)
Über uns – uns alle
Wir waren glücklich, mein Freund,
Nicht einen Tag, nicht zwei, nicht ein Jahr ... JAHRE!
Nie war eine Wolke über unserem Glück,
vorbei – wer ist schuld? Ich verstehe es nicht
Vermutlich haben wir beide gesündigt:
Du eine Nacht irgendwo in Algerien
Und ich – sage es nicht
Doch wozu etwas verheimlichen
Die Liebe kommt immer
heimlich, ohne Einladung
stark, groß, unerklärlich
Und wieder glühen Gehirn und Blut
Höre!
Hörst du, wie es regnet
am Steilhang des Himalaja
Hörst du, wie die Häuptlinge schreien
und alle zusammen treiben
Hörst du den Regen
den eisernen Regen
den zinnernen Regen
den Trommelwirbelregen
Wie er heraus kommt
Aus seinem Gefängnis
Hörst du, wie das Kind schreit
Aus Angst vor der Fliege
Hörst du, wie der Weise schweigt
Wenn ihm die Ewigkeit ins Ohr flüstert
Hörst du den Regen
Hörst du die Stille
Höre! Alles!
Höre das Glück, mein Baby!
Grenzenlos
Ungewollte Rache
Kaum strömt die Dunkelheit deiner Augen heran
machst du mich wieder unruhig
sage nicht, dass ich nicht mehr diejenige bin
die ich vorher war, wertvoller als alle anderen
Sag mir die Wahrheit nicht zu schnell
ich will sie nicht hören
Gib mir wenigstens einen dünnen Faden,
an etwas muss ich mich halten
Im Dunkel deines Blickes soll ein Funke sein
er soll größer werden wenn du blinzelst
damit die Glut das Feuer entzündet
und meine Angst sich schlafen legt
Bitte! Schweigend bitte ich dich
Komm zurück
Begraben wir den Streit
Aber nein! Deine Untreue nimmt kein Ende!
Vergebens warte ich, dass es anders wird
Jetzt aber bist du gekommen
Allein
Jetzt gehörst du mir
Daran besteht kein Zweifel
(Nachdichtung Doris Bewernitz)