Abram Bykhovskiy

 

Abram Bykhovskiy wurde 1932 in Kiew bei Podol geboren, wuchs in der Kriegszeit auf, früh verwaist: sein Vater in den ersten Kriegstagen verschollen, seine Mutter erkrankte und starb an Typhus auf dem Weg in die Evakuierung mit zwei kleinen Kindern.
Danach folgten das Kinderheim, Front, Hunger, Kälte, Rückkehr nach Kiew.
Absolvent der Suvorov Berufsschule und später auch der Artillerieberufsschule, diente in Grodno, aber träumte immer davon, kreativ zu sein – zu töpfern, Gedichte zu schreiben, zu malen.
Nach dem Austritt aus der Armee kehrte nach Kiew zurück, nahm das Abendstudium am Institut der Leichtindustrie auf, arbeitete in der Fabrik für die Herstellung des chemischen Gewebes, blieb aber immer kreativ. In den 60-er Jahren, in den Jahren des politischen Tauwetters und des allgemeinen politischen Aufschwungs, von den Lieder Okudjavas und Galichs, den Gedichten Jevtuschenkos, Rozhdestvenskijs, Vosnesenkskis, Achmadulinas inspiriert, traf er sich mit den Gleichgesinnten  in den  Poesiesalons. Als leidenschaftlicher Reisender suchte er in allem das Schöne. Seine Liebe traf er auf einer Wanderung. Er heiratete, wurde Vater von zwei Kindern – einem Mädchen und einem Jungen. Die Natur beschenkte ihn reichlich, er hatte Talent in allem, was er tat: im Gedichteschreiben, in der Bildhauerei, im Stanzen von Werken und in der Malerei. Alle seine Werkstücke schenkte er mit einer Leichtigkeit seinen Freunden.

Er hatte einen großen Freundeskreis… In den 23 Jahren schwerer Krankheit erhielt er die Unterstützung von Freunden aus Israel, Deutschland, Baltischen Ländern.
Es waren Medikamente, die sein Leben aufrechterhielten.
„Vielen herzlichen Dank euch allen, Freunde, für die aufrichtige Freundschaft und Ihr Andenken!“- mit diesen Worten endet die Kurzbiographie zu seinem Gedichtband „Der Mensch lächelt die Sonne an“, geschrieben von seiner Ehefrau.

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Liebe Leserinnen und liebe Leser!
 
Wenn man den Gedichtband „Der Mensch lächelt die Sonne an“ aufschlägt, taucht man in die Welt unserer Jugend, in die 60-Jahre ein. Für uns spielte sich diese Jugendzeit ganz nah bei einem bewundernswerten Menschen, dem Autor dieses Buches – Alik Bykhovskiy –  ab.
Er ist und bleibt unser Sonnenschein, der für uns, seine Freunde, leuchtet und uns mit seinem Talent wärmt.
Er ist Dichter, Maler, Bildhauer. Wenn man seine Gedichte liest, stellt sich die Welt als schön, farbenfroh, gutmütig vor uns, so wie dieser lebensfreudige und unglaublich lebhafte Mensch diese schon immer angesehen hat.
Er reiste sehr viel – Taj Mir, Krym, Timan, Karpaten...
Auf einer dieser Reisen fand er seine Liebe, seine Muse, die auch in ganz schweren Zeiten nicht von seiner Seite wich.
Alik nahm immer sehr meisterhaft die Schönheit der Welt auf und teilte diese voller Freude mit uns.
Genau so großzügig lässt er alle, die mit seinem Schaffen in Berührung kommen und seine Gedichte lesen, an diesem Wunder teilhaben.
Ja, unsere Jugendzeit blieb dort, wo „blaue Fontäne spien und rote Rosen wuchsen...“ Aber auch in zahlreichen Werken Aliks blieb diese erhalten: in seinen Gedichten, in der Bildhauerei, in seinen gestanzten Werkstücken. Und das Wichtigste – in unseren Seelen.
Heute veröffentlichen wir seine Gedichte aus dem Buch von A. I. Bykhovskiy  „Der Mensch lächelt die Sonne an“ und hoffen, dass nach dem Durchlesen ein Teil seiner Seele und unserer Jugendzeit auch bei Ihnen, liebe Leserinnen und liebe Leser bleibt.
 
                                                                                                                            
    Michail Tkach
                                                                                                    (Übersetzung aus dem Russischen 
                                                                                                            ins Deutsche Alla Janku)
  

Der Mensch lächelt die Sonne an
 
Der Mensch lächelt die Sonne an.  
Einfach so, weil er sie anlächeln kann.   
Endlich trocknet die Erde    
und in tauenden Lachen    
sinken die Eiszapfen hin.    
Sie klingen wie Xylophone.   
Es ist eng in den Straßen.     
Oder wurden sie schmaler?   
Vielleicht spüre nur ich die   
Enge in den Straßen der Stadt?   
 
Ich bin des Mantels müde,    
der schweren Last der Wolle,  
der Doppelfensterrahmen    
und trauerschweren Wolken.   
Ich sehnte mich nach Sonne   
und dem Gesang der Vögel,   
denn ich vergaß die sorglosen    
Melodien ohne Worte.         
Der Mensch lächelt die Sonne an.  
Einfach so, weil er sie anlächeln kann.
 
 
Ich bin viele Wege durchs Leben gegangen
 
Ich bin viele Wege durchs Leben gegangen. 
Mit schmerzlichem Gefühl erinnere ich mich 
an Gerüche von Heu und Soldatenstiefeln. 
Ich wanderte barfuss durchs Leben und weiß um 
 
den Schmerz der von Stoppeln zerstochenen Fersen.
Husten und den Hunger im Winter kenne ich, 
wenn man hunderte Male den Wunsch wiederholt:
bitte wärme mich, streichele mich, nähre mich. 
 
Gute Menschen und böse, sie sind mir nicht neu,
auch die Schönheit der Nächte des Sommers im Heu.
Ich kenne der warmen Augustnächte Lieder 
und fürchte den Schneesturm im Januar wieder.
 
Ich habe vom Leben gelernt, in die Augen 
der Stürme und wütenden Wetter zu schauen. 
Und kommen die Tränen in Zorn, Angst und Qual, 
will ich trotzdem nicht heulen, verdammt noch einmal.

  
Nachdichtung Elke Hübener-Lipkau, 2013
Interlinearübersetzung aus dem Russischen ins Deutsche Alla Janku

 

 

DER KOMPONIST SERGEJ KOLMANOVSKIJ

    STELLT SEIN DEM GEDENKEN AN REICHSKRISTALLNACHT GEWIDMETES ORATORIUM „TRAUERGESÄNGE“ VOR. DIE TEXTE SIND VOM ÖSTERREICHISCHEN DICHTER PETER PAUL WIPLINGER.

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